Artuswelt und Gralswelt im Bild
Studien zum Bildprogramm der illustrierten Parzival-Handschriften
von Anne Stephan-Chlustin
Die sechs überlieferten illustrierten mittelalterlichen Parzival-Handschriften sind Thema der Arbeit: die beiden Münchner Handschriften, die drei aus der elsässischen Werkstatt Diebold Laubers stammenden und der Berner Codex, der mit den Lauber-Handschriften den sog. Volkshandschriften zugerechnet wird.
Nach einer Darstellung von Überlieferung, Datierung, Aufbewahrung, Schrift, Texteinrichtung und Ausstattung der Codices folgt eine Charakterisierung des künstlerischen Ausdrucks der Bilder dieser Handschriften. Die Analyse beschäftigt sich zum einen mit Technik, Zeichen- und Malstil und Koloristik, zum andern mit der Darstellungsweise in den Kategorien Person, Tier, Archtitektur, Landschaft und Komposition. Ziel der Bestandsaufnahme ist die Herausarbeitung der stilistischen Merkmale der verschiedenen Bildversionen der Parzival-Handschriften. Der zweite Schwerpunkt der Arbeit liegt auf der Untersuchung der Text-Bild-Beziehungen. Sie überprüft die Textkenntnis des Rubrikators anhand seiner Bebilderungsvorgaben und die des Illustrators, indem sie Indizien seiner Textkenntnis oder mangelnden Textkenntnis aufsucht. Sie untersucht die Themenauswahl mit dem Ziel, Einsicht in die Funktion des Bildprogramms zu gewinnen, und versteht und befragt es als Medium der Rezeption und Interpretation der Dichtung durch Rubrikator und Illustrator. Eine Synopse der Bebilderungssysteme und ihrer szenisch-inhaltlichen oder ikonographischen Beziehungen weist verschiedene Bildtraditionen nach.