Kleine Geschichte der Schrift
Auch eine Auseinandersetzung mit der "Universalgeschichte"
von Joachim VockelGibt es in der „Geschichte der Schrift“ eine verborgene Logik? Oder ist die Entwicklung der fast 300 Schriften der Menschheit mehr oder weniger reiner Zufall? Beruht die Entstehung des Alphabets im alten Griechenland auf einem „Wechselfall der Geschichte“? Das meint zumindest Harald HAARMANN im Standardwerk „Universalgeschichte der Schrift“. Dem stellt VOCKEL die Position entgegen, dass sich im zufälligen Geschehen Notwendigkeiten aufdecken lassen. Der Anker der Argumentation ist dabei die These DE SAUSSUREs, dass jedes Wort wie ein Geldstück zwei Seiten hat: Bild/Bedeutung und Laut/Aussprache. Das Rebus-Prinzip dreht dieses Geldstück vom Bild zum Laut. Doch es gibt auch eine „Anti-Rebus“-Drehung zurück, das Erstarren einer Schrift, der Laut entfernt sich. Welcher Trend sich durchsetzt, hängt dabei von der Reformfreude oder dem Konservatismus in der Schriftpolitik eines Landes ab, der Geographie, dem Schreibwerkzeug und dem Material des Schreibens. Der Sieg des Alphabets war notwendig, wird jedoch geteilt bleiben. Die lautärmste Sprache der Welt, Chinesisch, muss weiterhin mit den chinesischen Zeichen geschrieben wwerden, um die hohe Anzahl von Homophonen aufzulösen. Zum Schluß folgt ein Vorschlag zur Schaffung einer globalen Alphabetschrift, die die Idee des IPA-Alphabets ausbaut. Im Anhang wird aufgezeigt, dass Taijiquan mit der Kalligrafie „seelenverwandt“ ist. So lernt man Taijiquan!