Strafprozessuale Rechte des Verletzten in der Europäischen Union.
Eine rechtsvergleichende Analyse sowie der Vorschlag eines Alternativmodells für die Befriedigung des individuellen Genugtuungsinteresses.
von Johanna Maria GöhlerGesetzesreformen zur Stärkung der strafprozessualen Rechte von Verletzten und insbesondere zur Befriedigung eines privaten Genugtuungsinteresses im Strafprozess liegen international im Trend. Die Arbeit untersucht, ob dieser Ansatz, die Bedürfnisse von Straftatopfern primär im Strafprozess zu erfüllen, rechtstheoretisch und rechtspraktisch überzeugt. Dazu beleuchtet sie die Vorgaben der EU zu Opferrechten unter Einbezug der kompetenzrechtlichen und rechtspolitischen Rahmenbedingungen und analysiert sodann rechtsvergleichend die Umsetzbarkeit der supranationalen Vorgaben auf mitgliedstaatlicher Ebene. Die Untersuchung zeigt, dass der Strafprozess rechtstraditionsübergreifend nicht auf die Befriedigung eines privaten Genugtuungsinteresses ausgelegt ist, die konsequente Berücksichtigung dieses Interesses im Strafprozess auch de lege ferenda nicht friktionsfrei möglich, verfassungsrechtlich nicht zwingend und zudem aus Verletztensicht kaum befriedigend wäre. Basierend auf diesen Erkenntnissen entwickelt die Arbeit deshalb ein grundlegend neues Konzept, das die widerstreitenden Interessen ausgleichen könnte und den Realitäten des EU-Mehrebenen-Systems gerecht würde: den Vorschlag eines additiven Betroffenenforums.
Ausgezeichnet mit dem Ernst Rabel Preis der Deutschen Gesellschaft für Rechtsvergleichung.»Procedural Rights of Crime Victims in Criminal Processes within the European Union. A Comparative Analysis and the Proposal for an Alternative Paradigm to Satisfy an Individual Desire for Recognition and Satisfaction«
Reforms to strengthen victims’ rights in the criminal process and to satisfy a private desire for recognition and satisfaction within the criminal trial are internationally on vogue. The study shows, however, that the current approach to primarily satisfy victim desires within the criminal process is theoretically unfounded and practically unsatisfactory. The study draws its findings from an in-depth analysis of the recent EU law and politics on victims’ rights and a comparative assessment of Member States’ criminal and procedural law and theory. Based on these findings, the study develops a completely new approach to reconcile the competing interests: the proposal of an »additives Betroffenenforum«.