Unionsrechtliche Vorgaben für eine zivilrechtliche Haftung bei Marktmissbrauch.
von Micha ClessDie Arbeit untersucht, ob das primäre Unionsrecht in der Ausprägung, die es durch die Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs erfahren hat, die Mitgliedstaaten verpflichtet, eine zivilrechtliche Haftung für Marktmanipulation und Insiderdelikte am Kapitalmarkt (Marktmissbrauch) vorzuhalten, obwohl die Marktmissbrauchsverordnung ihnen explizit nur eine öffentlich-rechtliche Sanktionierung vorgibt. In Auseinandersetzung mit der Rechtsprechung unter besonderer Berücksichtigung des Effektivitätsgrundsatzes und des institutionellen Gleichgewichts entwickelt der Autor einen Maßstab, anhand dessen eine mitgliedstaatliche Pflicht zur Haftungsbewehrung anerkannt oder zurückgewiesen werden kann. Darauf aufbauend wird die Marktmissbrauchsverordnung unter Einbeziehung rechtsökonomischer Ansätze auf ein solches Haftungspostulat hin überprüft. Zur Sprache kommen auch die Implikationen für eine deliktische Haftung nach deutschem Recht.»EU Law and Private Enforcement of the Market Abuse Regulation«
The thesis analyses whether primary EU law obliges Member States to implement private liability for market manipulation and insider dealings (market abuse). Considering landmark decisions of the CJEU, the author proposes a framework which forms the basis for acknowledging or refusing an unwritten duty of the Member States to implement private enforcement. The framework is then applied to the EU Market Abuse Regulation.