Supervulkane
Die unbändige Kraft, die unsere Zivilisation bedroht
von Martina LohrFrüher Morgen herrscht im Yellowstone Nationalpark, doch kein Vogel trällert sein Lied. Eine unnatürliche Stille hat sich über das Land gesenkt, den Boden durchläuft ein leichtes Zittern. Das einzige Tier, das man ausmachen kann, ist ein verletzter Hirsch, dunkle nasse Flecken zeigen sich auf seinem Fell und er versucht mit panisch aufgerissenen Augen und Schaum der von seinem Maul zu flüchten. Aus dem Zittern wird ein leichter Erdstoß, der das Tier von den Beinen reißt. Plötzlich und mit noch nie dagewesener Wucht scheint der Erdboden in diesem Gebiet zu explodieren. Die Erde tut sich auf und bildet einen gigantischen Krater, der seine tödliche Last in den Himmel entlässt. Zähflüssiges Magma, Ascheteilchen und giftige Schwefelgase werden kilometerhoch in die Stratosphäre geschleudert. Die Hölle bricht los auf Erden. Innerhalb von Sekunden wird in dem Gebiet um den Krater jegliches Leben ausgelöscht, verbrannt und erstickt. Eine gewaltige Druckwelle, ausgehend vom Zentrum der Katastrophe, fegt über das Land und knickt Bäume und Häuser wie Streichhölzer. Das Erdbeben, das durch den Vulkanausbruch ausgelöst wurde, kann man noch in den entferntesten Winkeln der Erde spüren. Die Temperaturen fallen innerhalb weniger Stunden durch gewaltige Aschemengen in der Atmosphäre um bis zu 20°C, der vulkanische Fallout hat das Land mit einer Schicht aus dicker Asche überzogen. Es folgt eine jahrelange globale Kältewelle, geprägt durch Missernten und Hungersnöte, denen ein großer Teil der Menschheit zum Opfer fallen wird.
Ein Szenario aus einem Katastrophenfilm? Leider nein, denn ein solches Szenario kann schon morgen, in hundert oder auch erst in tausend Jahren geschehen. Eine mörderische Bedrohung der menschlichen Zivilisation, ausgelöst durch einen seit Jahrzehntausenden schlummernden Giganten, einem Supervulkan. Und diese tickenden Zeitbomben für unsere Zivilisation lauern überall auf unserer Welt, schlafend und wartend.