Baubefunde und Siedlungsentwicklung der Südumgehung im Oppidum von Manching
von Katja Winger
Die zwischen 1965 und 1971 ergrabene Südumgehung bietet mit ihrer Länge von etwa einem Kilometer beste Voraussetzungen, um die Entwicklung der 380 ha großen Siedlung zu erforschen. Während der nördliche Teil der Grabungsfläche im zentrumsnahen Teil des Oppidums liegt, reicht sie im Süden bis an den Verlauf des Walles. Bereits die Analysen zur Fundverteilung – besonders die Arbeit von Herbert Lorenz – ließen erahnen, dass sich das Ausgreifen der besiedelten Fläche der Südumgehung von Nord nach Süd besonders gut abzeichnet. Mit diesem Band der Reihe „Die Ausgrabungen in Manching“ werden nun erstmals die vollständigen Befunde der Südumgehung vorgelegt, mit denen die Besiedlungsgeschichte dieses Bereiches des Oppidums nachgezeichnet wird. Die 140 Gebäude verteilen sich dabei auf acht Bauphasen, in denen sich ganz unterschiedlich genutzte Bereiche - u.a. ein Kultbezirk mit einem Rundbau und Gehöfte mit Langbauten – über längere Zeit verfolgen lassen. Neben einem Kapitel zu den Sonderbauten im Kultbezirk widmet sich die Arbeit auch anderen Gebäudetypen und stellt anhand von Vergleichen sowohl innerhalb als auch außerhalb des Oppidums Überlegungen zur funktionalen Deutung an. Bereits während der Ausgrabungen fielen Gebäude mit gleichen Abmessungen bzw. Zusammensetzungen aus gleichen Bauteilen auf. Den vom Ausgräber Franz Schubert daraufhin vorgelegten Überlegungen zum keltischen Fußmaß ist ein eigenes Kapitel gewidmet, welches sich kritisch mit der Übertragbarkeit antiker Baumaße auseinandersetzt. Ein weiteres Kapitel beschäftigt sich mit den Deponierungen der Südumgehung, deren bekannteste Vertreter die beiden Vogelkopf-Achsnägel darstellen.
Die Bedeutung für die Siedlungsentwicklung des gesamten Oppidums wird am Ende des Bandes besprochen. Nach den Erkenntnissen von der Südumgehung und der Zusammenschau mit anderen bereits ausgewerteten Grabungsflächen kann von einem sprunghaften Ausgreifen der besiedelten Bereiche am Ende von LT C1 ausgegangen werden. Eine Parallelisierung der Siedlungsphasen mit den drei Bauphasen der Stadtmauer legt nahe, dass der Innenraum des Oppidums auch nach der endgültigen Zerstörung des Osttors weiterhin zumindest in Teilen besiedelt wurde.