Römische Gladiatorenbilder
Studien zu den Gladiatorenreliefs der späten Republik und der Kaiserzeit aus Italien
von Manuel Flecker
Die Darstellung von Gladiatoren und ihren Kämpfen gehört zu den zentralen Themen der kaiserzeitlichen Bilderwelt. Durch die Untersuchung von Ikonographie und Erzählweise geht die vorliegende Studie erstmals umfassend der Entstehung und Entwicklung der Gladiatorenbilder sowie ihren Funktionen und Botschaften in später Republik und Kaiserzeit nach. Im Zentrum der Arbeit steht dabei die sozialhistorische und kunstgeschichtliche Einordnung von Relieffriesen, die einst die Grabbauten munizipaler Würdenträger in Italien schmückten. Als konkrete Erinnerungsbilder verwiesen sie auf die Rolle der Grabinhaber als Veranstalter von munera gladiatoria. Die teilweise monumentale Wiedergabe von Gladiatorenspielen auf den Gräbern der editores muneris setzte ganz vereinzelt im späten 2. Jh. und der 1. Hälfte des 1. Jhs. v. Chr. in Mittelitalien ein und hatte ihren Höhepunkt in augusteischer Zeit. Bereits für die nachaugusteische Zeit zeichnet sich jedoch ein starker Rückgang der Gladiatorenreliefs ab. Die Bilder sind vor allem in den Regionen Mittel- und Süditaliens zu finden, in denen die Stiftung von Gladiatorenkämpfen durch städtische Magistrate noch ein Novum und damit eine außergewöhnliche Leistung war. Der Vergleich mit anderen liberalitas-Darstellungen erweist darüber hinaus die herausragende Bedeutung der Gladiatorenreliefs und der dahinter stehenden Veranstaltungen in diesem Zeitraum. Wohl gemeinsam mit nicht erhaltenen Tafelbildern, die bereits für das 2. Jh. v. Chr. literarisch belegt sind, stellen die Grabreliefs das erste bildliche Medium überhaupt dar, das in großem Umfang Gladiatorenkämpfe zeigt. In diesem Zusammenhang entwickelte sich eine eigene, nahezu ex novo entstandene Bildsprache, die vorbildhaft für die gesamte Kaiserzeit werden sollte und die in dieser Studie erstmals detailliert nachvollzogen wird. Die treibende Kraft hinter den sich rasch wandelnden Bildkonzepten sind dabei die Grabinhaber in ihrer Rolle als Spielgeber. Der Blick auf weitere Denkmälergattungen wie Reliefkeramik, Bildlampen, Graffiti, aber auch auf Wandmalerei und Mosaik vermag es ferner, gewandelte Darstellungsinteressen in unterschiedlichen Kontexten, Zeiten und Regionen aufzuzeigen. Neben der Analyse unterschiedlicher Erzählstrategien gilt das Augenmerk darüber hinaus Fragen wie dem Verhältnis von Bild und Realität, der Rolle von Gewalt oder dem Verhältnis von Gladiatur und Eros in den Bildern. Neues Licht auf das Gladiatorenwesen und ihre Ikonographie wirft dabei besonders die Untersuchung der einzelnen armaturae und ihrer Bewaffnung, die in ihrer Bedeutung zwischen Barbarenklischee, existierendem Feindbild, mythischem Heros sowie Kampfstil und besonderen Kampftechniken changieren.