Rückbesinnung auf ein puristisches Sportverständnis
Neun Anlässe zum Umdenken
von Sven GüldenpfennigGewöhnlich sucht man die Quellen für die „ursprüngliche Akkumulation des Legitimationskapitals“ der Sportidee in ihren pädagogischen, moralischen, politischen, sozialen und ökonomischen Bezügen. Vergeblich. Denn das Quellgebiet des Sports liegt ganz woanders: innerhalb einer Kulturlandschaft und in seinem Eigensinn, der dort entspringt. Seine gesellschaftliche Bedeutung erhält er vor allem anderen durch seine zwar begrenzten, aber eigenen Werte, mit denen er sein Feld bestellt und dadurch die menschliche Welt bereichert. Eine solche Begrenzung des Anspruchs klingt puristisch. Und genau so ist es gemeint. Das vorliegende Buch ist ein Plädoyer dafür, die Erkenntnis- und die schöpferischen Möglichkeiten ernstzunehmen, die durch einen solchen Purismus freigesetzt werden. Sie werden am Beispiel von neun Anstößen zum Umdenken anschaulich gemacht: Anspruch und Kehrseiten von sozialen Integrationsleistungen der Turnbewegung; die paradoxe politische Erfahrung einer „Fraktion Sport“ im deutschen Parlamentarismus; der multiple „Wahnsinn“ in Schwarz – Gelb, eine exemplarische Studie zum Verhältnis zwischen Fußballklubs und ihren Anhängern am Beispiel des BVB 09 Dortmund; das Skandalon der Korruption in Sportverbänden und dessen Nicht-Identität mit einem Niedergang der Sportidee; die Leichtfertigkeit im Wiederaufwärmen von
politisch motivierten Boykottaufrufen gegen Sport-Großereignisse; die Begrenzung von politischen Gleichschaltungsversuchen des Sports durch die Macht immanenter kultureller Widerständigkeit; die Frage, inwieweit die Spiele von Berlin 1936 eine Niederlage oder sogar einen Triumph der Olympischen Idee
bedeutet haben; sowie schließlich die Spiele von London 2012 als ein „Coming home“ der Olympischen Idee und Ausblicke auf eine europäische Sportpolitik.