Ordnungsbildung und Erkenntnisprozesse
Ordnungsbildung und Erkenntnis bedingen einander. Erkenntnis setzt die Beobachtung von Ordnungsstrukturen voraus oder deren Schöpfung durch Abstraktion und Modellbildung. Beiträge aus unterschiedlichen Bereichen universitärer Forschung untersuchen Strukturen, die einen Bezug haben zu (partiell) autonomen Akteuren (beziehungsweise Agierenden, Agenten) und den dynamischen Prozessen, in denen sie entwickelt werden. Dabei ablaufende Erkenntnisprozesse erfordern interobjektiv erfahrbare, teilweise auch in Symbolik und Ritualen fassbare Ordnungsstrukturen, auch wenn diese erst simultan mit Handlungs- oder Erkenntnisprozessen entstehen. Rekursive Bezüge können zu Formen der Selbstorganisation führen. Bei höher entwickelten Strukturen können Aspekte des Wissens, Lernens (und Vergessens) einbezogen werden und zusätzlich durch emotionale Zustände verstärkt oder abgeschwächt werden. * Wie entstehen Struktur und Ordnung? * Wie werden sie stabilisiert, modifiziert, revolutioniert, restabilisiert? * Wie werden sie zerstört und aufgelöst? * Wie lässt sich das Verhältnis von Ordnung/Struktur und Wandel/Prozess fassen und (gegebenenfalls formal oder im Rechner) modellieren? * Welche institutionalisierten Mechanismen spielen dabei welche Rolle? * Wie prägen diese Mechanismen die Auseinandersetzungen zwischen Akteuren um „richtiges“ und „falsches“ Handeln und „ richtiges“ und „falsches“ Wissen von diesem Handeln (Realitätsdefinitionen, Ordnungs- und Zielvorstellungen, Legitimationen)? * Welche Wechselwirkungen bestehen zwischen „stummen“ Verhaltensordnungen (Handeln) und „beredter“ symbolvermittelter Reflexion eben dieser Verhaltensordnungen (Reden und Wissen)? Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hatten sich am 5.9.2005 an der Universität Hamburg zu einem Workshop über „Ordnungsbildung und Erkenntnisprozesse“ zusammengefunden. In diesem Band sind zahlreiche der gehaltenen Beiträge gesammelt.