Die Prinzipien eines vernunftbestimmten Lebens im falschen Ganzen
Moral ohne Moralisieren
von Arno KaiserDieses populäre Moralbuch ist das erste auf der Basis der kritischen Theorie, welche die moralische Problematik bisher weitgehend vernachlässigt hat oder in ethische Reflexionen ausgewichen ist. Arno Kaiser geht davon aus, so wie für Marx die autonomen Genossenschaften der Vorschein für eine menschliche Ökonomie sein können, so können wir Inseln der Moralität in unseren Binnenverhältnissen schaffen. Diese sollen im falschen Ganzen Nischen humanen Verhaltens ermöglichen.
Moral hat heute keinen guten Ruf. Moralische Vorschriften sind uns lästig. Wenn wir, um leben zu können, entfremdeten Mechanismen folgen müssen wie dem „Wachstum“ der Wirtschaft, dann stört Moral (die das Glück ermöglichen will) die existenzielle Fremdbestimmung. Andererseits, wenn wir unser Leben weitgehend selbst bestimmen, friedlich miteinander auskommen wollen, dann sind wir auf autonom begründete moralische Prinzipien angewiesen.
Wir leben in einer Gesellschaft, in der wir ständig nach Regeln handeln müssen. Spätestens wenn wir in Konflikte geraten, sind wir gezwungen, unsere Regeln des Zusammenlebens zu reflektieren. Sind die moralischen Normen allgemein gültig oder nicht? Welche Handlungen sind moralisch indifferent, gehören also zu den Freiräumen des Lebens?
Da Moral auf Freiwilligkeit beruht und dem Handeln einen gewissen Spielraum lässt, kommt es auf klare Prinzipien an, die den Einfluss der herrschenden Unmoral entgegentreten. Erst dann können moralische Bestimmungen wie die eigene allseitige Entwicklung produktiv werden. Der Autor behandelt außerdem Themen wie: Würde, Gewissen, die Pflichten gegenüber unserem Körper und dem moralischen Charakter in uns. Ebenso geht es um die Pflichten gegenüber anderen Menschen wie Solidarität, Gerechtigkeit und Toleranz. Die Reflexion der Freundschaft zeigt die Möglichkeiten eines besseren Lebens auf.
Die autonome Moral beruht auf dem Moralgesetz, nach dem der Mensch Selbstzweck ist. Wer dagegen verstößt, der schädigt andere Menschen. Da der Kapitalismus die Menschen tendenziell zum bloßen Mittel einer verselbstständigten Produktion macht, ist das Moralgesetz der Maßstab der theoretischen und praktischen Kritik an dieser Ökonomie. Daraus folgt die moralische Pflicht, sich politisch zu engagieren.