Unbekannte Werke barocker Baukunst
Ansichten nach Entwürfen von Balthasar Neumann und Zeitgenossen
von Gerd Schneider
Viele der bestehenden Bauten des Barock, wie z.B. Vierzehnheiligen oder Nerersheim, Weltenburg oder Rott am Inn, die Residenz in Würzburg oder Schloß Werneck sind heute weltberühmt. Viele der im 18. Jahrhundert darüber hinaus geplanten Architekturprojekte wurden jedoch nie ausgeführt oder in späterer Zeit wieder zerstört - Kenntnisse dieser Bauten besitzen
wir nur noch durch erhaltene Entwurfszeichnungen: Grundrisse, Aufrisse, Schnitte.
Der Karlsruher Kunsterzieher Gerd Schneider hat in jahrelanger Arbeit auf der Grundlage dieser Pläne perspektivische Ansichten zu ausgewählten Bauwerken Balthasar Neumanns und seiner Zeitgenossen gezeichnet, die den vorliegenden Band zu einem imaginären Museum der Barockbaukunst machen.
Baupläne sind für die Ideen des Architekten genauso aufschlußreich wie ausgeführte Bauten, allerdings erschließen sie sich ungleich schwerer. Der Autor will deshalb von den nur gezeichneten barocken Bauten eine räumliche Vorstellung, ein „Bild“, vermitteln und setzte die Plansätze der einzelnen Entwürfe in Perspektivbilder um. Sie sind ihm so anschaulich gelungen, daß der Betrachter bei den Innenansichten meint, selbst im Raum zu stehen, bei den Außenansichten hat er das Werk plastisch, wie bei einem dreidimensionalen Modell, vor Augen.
Für das Verständnis der Barockarchitektur sind diese Perspektiven, die die Projekte wieder lebendig machen, eine unschätzbare Hilfe. Auch der geübte Spezialist und Kenner wird die Zeichnungen gern in Anspruch nehmen, besonders wenn die Originalpläne höchste Anforderungen an das Vorstellungsvermögen stellen, wie z. B. beim Treppenhaus der Wiener Hofburg, oder bei den Innenräumen von Neumanns Jesuitenkirche in Mainz oder dem Festsaal der Jesuitenkirche in Würzburg.
Indem sie auch Fachleuten in Einzelfällen Überraschungen bieten und zu neuen Erkenntnissen führen können wie bei den beiden Projekten des Gottfried Heinrich Krohne für Vierzehnheiligen, bei Johann Michael Fischers Klosterkirche Wiblingen oder bei Neumanns erstem Entwurf für die Hofkirche Würzburg, stellen die Zeichnungen selbst einen wichtigen Beitrag zur architekturhistorischen Forschung dar. Die Perspektivzeichnungen beschreiben die barocken Bauideen sehr viel klarer als es mit Worten möglich wäre.
Der Zeichner ist zugleich Forscher und Künstler. Der jeweils gewählte Blickwinkel, ob Nah- oder Weitsicht, frontal oder aus der Achse gerückt, ist eine künstlerische Entscheidung mit dem Ziel, neben dem Aufbau auch die Wirkung des Bauwerks zu erfassen.
Mit den Zeichnungen Gerd Schneiders wird dem Betrachter ein Erlebnis geboten, wie man es sonst nur an Ort und Stelle haben kann. Ein Gutteil der unbekannten Werke der Barockkunst ist lebendig gemacht und wird so für den heutigen Kunstfreund uüberhaupt erst wieder zugänglich. Das ist das Neue und Faszinierende an diesem Buch.
Aus dem Inhalt:
Schloß in Karlsruhe;
Schloß in Stuttgart;
Residenz in Würzburg -Treppenhaus;
Hofburg in Wien;
Nikolauskirche in Prag-Kleinseite;
St. Martin in Ulm-Wibhngen;
Abteikirche Münsterschwarzach;
Neue Residenz in Bamberg, Hofkirche;
Zisterzienserabteikirche Langheim;
Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen;
Jesuitenkirche St. Ignaz Mainz;
Hofkirche der Wiener Hofburg.