Von Rostock nach See
Die Geschichte der Rostocker Dampfschifffahrt
von Harald Hückstädt, Erik Larsen, Reinhart Schmelzkopf, Hans-Günther WentzelIn der Mitte des 19. Jahrhunderts nahm Rostock unter den deutschen Hafenstädten nach Hamburg und Bremen den dritten Platz ein. Doch schon nach wenigen Jahrzehnten hatten es Lübeck, Stettin und andere Häfen überflügelt. Wie war das möglich gewesen? Und wie gelang es den Reedern und Kaufleuten, aus diesem Tiefstand wieder heraus zukommen? Rostock hatte in der Segelschiffszeit eine besondere Position erlangt. Seine Schiffe liefen bis in den Fernen Osten und bis nach Südamerika. Die Hansestadt hatte dies nicht nur der Tüchtigkeit und dem Unternehmungsgeist seiner Kapitäne und Kaufleute zu verdanken, sondern vor allem der Organisation seiner Partenreedereien. In anderen Ostseehäfen war diese Geschäftsform längst nicht zu solcher Bedeutung gediehen. Die Blütezeit ab 1903 erfuhr durch den Ersten Weltkrieg eine Unterbrechung und erlebte in den 1920er Jahren eine zweite Glanzzeit, die mit dem Ausgang des Zweiten Weltkriegs ihr Ende fand. Danach gingen die verbliebenen Reeder in den Westen, ihre Schiffe wurden zumeist von den alliierten Siegermächten übernommen. Rostock wurde Bestandteil der DDR, deren von der Sowjetunion abhängige Handelsflotte für Westdeutsche mehr oder weniger außer Sicht geriet, wie auch die übrigen Häfen der sozialistischen Ostseeanrainer. Dieser historische Bruch ist noch immer nicht aufgearbeitet worden. Zur Geschichte der Rostocker Dampferflotte bis 1945 wurden bisher nur einige wenige Darstellungen in Jahrbüchern, Zeitschriften und im Privatdruck veröffentlicht.