Wertorientiertes Management mittelständischer Unternehmungen
Potenziale der Ermittlung von Eigenkapitalkosten sowie Herleitung von Konzeptanforderungen im Rahmen eines Delphi-Verfahrens
von Gunar LehmannWährend sich die wertorientierte Unternehmungsführung in Großunternehmungen weitestgehend etabliert hat, findet diese in mittelständischen Unternehmungen bislang kaum Anwendung. Die geringe Verbreitung der Wertorientierung ist mitunter darauf zurückzuführen, dass diese in der mittelständischen Unternehmungspraxis häufig mit der einseitigen Ausrichtung auf die Interessen kurzfristig engagierter Eigenkapitalinvestoren gleichgesetzt wird. Darüber hinaus wird eine Anwendung aufgrund der Komplexität des Ansatzes überwiegend kritisch betrachtet. Die vorliegende Arbeit konnte hingegen zahlreiche Anknüpfungspunkte eruieren, die eine Adaption der wertorientierten Unternehmungsführung – auch unter expliziter Berücksichtigung der Besonderheiten mittelständischer Unternehmungen – sinnvoll erscheinen lassen.
Darüber hinaus werden Möglichkeiten aufgezeigt, wie die Mindestverzinsungsansprüche der Eigentümer (Eigenkapitalkosten) auch im Mittelstand ermittelt werden können: im Rahmen einer kriteriengeleiteten Analyse konnten verschiedene Verfahren identifiziert werden, die sowohl wissenschaftlichen Mindestanforderungen genügen als auch der begrenzten Ressourcenausstattung und Heterogenität mittelständischer Unternehmungen Rechnung tragen. Nachdem die Vorteilhaftigkeit und Möglichkeit einer Anwendung der wertorientierten Unternehmungsführung im Mittelstand behandelt wurde, werden abschließend mit Hilfe eines Expertendelphis erstmals Anforderungen an ein wertorientiertes Managementsystem im Mittelstand entwickelt, welche sowohl die wissenschaftlich-theoretische als auch die praxisorientierte Dimension berücksichtigen. Auf dieser Grundlage werden schließlich die ersten bereits bestehenden wertorientierten Managementansätze kritisch diskutiert.