Was heißt kosmische Harmonie?
Der Begriff in der italienischen Renaissance (1434-1525)
von Maria Angelina BollatiDie kosmische Harmonie ist ein uralter und faszinierender Begriff,
dessen erste philosophische Darstellung in den Theorien der
Pythagoreer zu finden ist. Den Planetenbewegungen eine Musik zu
verleihen, mag für den heutigen Betrachter wie ein poetisches Beiwerk
aussehen, ein physikalisches Phänomen mit einer Hülle ästhetischer
Wahrnehmung zu verzieren. Hingegen verstand man vor der Moderne
unter „kosmischer Harmonie“ einen sehr komplexen Zusammenhang
von Weltereignissen, der dem letzten Verständnis des Kosmos dienen
sollte. Die Elementenharmonie, die Planetenharmonie und die
Zusammensetzung der Weltseele sind hierbei drei zentrale
Elemente. Diese drei Bestandteile lassen sich in unterschiedlichen
Wissensgebieten genauer analysieren: Mathematisch, was die
Zahlenverhältnisse angeht, musikalisch und physikalisch, was den
Klang betrifft und theologisch sowie hermeneutisch bezüglich der in
dieser „höchsten Musik“ enthaltene Symbolik. Wie sind die
Philosophen und Musikwissenschaftler der Frührenaissance mit diesem
komplexen Ideengefüge umgegangen? Die Tiefe und Vielschichtigkeit der
kosmischen Harmonie in der Zeitspanne 1434 bis 1525 darzustellen, ist
Ziel dieser Monographie.