Mythos Bras 'ilia
Fortschrittsdiskurs und Architekturspektakel
von Carlos Hector Poses-PaisBras 'ilia verkörpert die Stadt des 20. Jahrhunderts. Sie gilt als verwirklichte Utopie einer modernen Stadt und Musterbeispiel für die brasilianische Avantgarde. Als Idealstadt und als Symbol der Demokratie erdacht, kollidierte sie jedoch mit den Bedürfnissen der Bewohner. Bis heute entfacht die auf dem modernistischen Grundriss von Lúcio Costa und nach Entwürfen von Oscar Niemeyer entstandene und 1960 eingeweihten Hauptstadt Brasiliens Diskussionen über Architektur, Urbanität und Fortschritt.
Poses-Pais beschreibt die Baugeschichte und den Bauprozess der Stadt, die 1987 zum { small UNESCO Weltkulturerbe erklärt worden ist -- sowie die in Fachkreisen geführten Kontroversen. Zwei wichtige Ausgangspunkte sind: die Fortschritts-Ideologie des Präsidenten Juscelino Kubitscheks mit einer futuristischen Hauptstadt als Metapher für wirtschaftlichen Erfolg und Modernität sowie das Werk Oscar Niemeyers, der mit einem Ensemble aus Regierungsgebäuden und Wohnhäusern seine Utopie-Architektur in Szene setzte. Der Autor dokumentiert darüber hinaus die Rechtfertigungsstrategie: Im Fokus steht eine Politik, die sich bemühte, aus einem Mythos Realität werden zu lassen und mit dieser aus dem Nichts erschaffenen Realität den Mythos zu ernähren. Fortschrittsverherrlichung und Fortschrittsinszenierung sieht er im Zusammenhang.