Einfluss von Expertise auf Problemlösen und Planen im komplexen Handlungsfeld Pflege
von Bernd ReuschenbachDie Pflege im Krankenhaus ist heutzutage durch einen permanenten Mangel an Zeit und Personal gekennzeichnet. Theoretisches Wissen, das in der Ausbildung erworben wurde, kann daher nur sehr eingeschränkt in die Praxis umgesetzt werden. Persönliche pflegerische Ziele müssen an den Möglichkeiten vor Ort relativiert werden.
Die Ergebnisse einer Anforderungsanalyse von Pflegenden im Krankenhaus zeigt, dass nicht die Pflege eines Patienten das eigentliche „Problem “ der Gesundheits- und Krankenpflegerinnen/ - pfleger ist, sondern die Koordinierung verschiedener Patienten inmitten der begrenzten Ressourcen.
Hierzu sind müssen Prioritäten zwischen den pflegefernen und pflegenahen Aufgaben sowie zwischen einzelnen Patienten vorgenommen.
Innerhalb eines Stationsteams gibt es große Unterschiede, wie mit diesen Anforderungen umgegangen wird. Diese Variabilität ist ein häufiger Konfliktfaktor im Team und belastet Pflegende.
Zentrale Fragestellungen sind daher:
Wie managen Pflegende den komplexen Stationsablauf und die vielen pflegefremden Tätigkeiten bei begrenzten Zeitressourcen?
Welche Rolle spielt die berufliche Erfahrung in der Bewältigung dieser Anforderungen?
Zur Beantwortung dieser Fragen wurde eine multimediale Computersimulation (NursePlan) entwickelt, die die relevanten Anforderungen im Hinblick auf das Planen und Problemlösen abbildet und einen komplexen Stationsalltag simuliert. Diese Simulation ermöglicht es interindividuelle Unterschiede aufzudecken und Einflussfaktoren zu analysieren.
Aus den Ergebnissen der quasiexperimentellen Untersuchung mit NursePlan leiten sich Empfehlungen für die Pflegeausbildung, die Personalentwicklung und die organisatorische Gestaltung von Stationen ab.