Psychologische Auswirkungen von Nah-Todes-Erfahrungen
Wachstumsmotivationsbedürfnisse als Schritte der Selbstverwirklichung
von Iris GresserErlebnisse an der Todesschwelle sind Grenzerfahrungen, die seit Jahrtausenden
die Menschheitsgeschichte begleiten. Die Philosophie und Kultur zahlreicher
Völker legen Zeugnis für die individuelle Begegnung des Menschen mit dem Tod
ab. Im 20. Jahrhundert häufen sich weltweit die Berichte über Erfahrungen an
der Grenze des Todes, Wissenschaft und Forschung geben diesem Phänomen einen
Namen: Nah-Todes-Erfahrungen (NTE).
Durch ausführliche Interviewgespräche mit Menschen, die über solche Erlebnisse
berichten, wird hier sowohl die Komplexität dieser außergewöhnlichen
Grenzerfahrungen als auch die Dynamik ihrer persönlichkeitsprägenden Folgen
lebendig dargestellt. Nah-Todes-Erfahrungen umfassen ein weites Spektrum von
Erlebniskomponenten, das von einfachen Außerkörperlichkeitswahrnehmungen über
Lichterlebnisse bis hin zu einem ausführlichen Lebenspanorama reicht. Als
weitreichende Folgen solcher Erlebnisse können neben der allgemein
verminderten Todesangst persönlichkeitsverändernde Auswirkungen ausgemacht
werden, wie z. B. ein verbessertes Selbstbewusstsein, ein stärker
ausgeprägtes soziales Verantwortungsgefühl und ein erweitertes Bewusstsein
für den eigenen Lebenssinn.
Die Autorin gibt eine detaillierte Analyse der wissenschaftlichen Literatur
und stellt neue Forschungsergebnisse auf dem Gebiet der Nah-Tod-Forschung dar.
Bestehende Erklärungsmodelle aus dem Bereich der Psychologie, Neurophysiologie,
Medizin und Physik werden einander gegenübergestellt. Anhand von
Persönlichkeitskonzepten aus der Humanistischen Psychologie und der
Existenzphilosophie wird hier aufgezeigt, dass Erlebnisse an der Todesschwelle
bedeutende Impulse zu einer prozesshaften Entwicklung der Persönlichkeit geben
und damit bereits vorhandene individuelle Anlagen und Fähigkeiten verstärkt
zur Entfaltung bringen.