Horst Janssen
19.5.1990 oder "Ich bin nur ein Auge, das guckt"
Die „Kleine Reihe“ verfolgt das ambitionierte Ziel, die Radierzyklen von Horst Janssen nach und nach in einer jeweils eigenen Publikation wissenschaftlich aufzubereiten.
Der Zyklus „19.5.1990“ unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von den vorherigen: Der lakonische Titel, die grelle Farbigkeit, das große Format und vor allem die neue Technik, die Janssen nutzt, überraschen. Einerseits ist der biografische Anlass für dieses Werk, ein Unfall mit gravierenden Folgen, singulär. Janssen verarbeitet hier seinen Sturz und vor allem seine temporäre Erblindung. Andrerseits ist die künstlerische Rückkehr bereits im August 1990 - drei Monate nach dem Ereignis - eine physisch zunächst eingeschränkte. Dass Janssens Gestaltungswille ungebrochen ist und sich in diesem Zyklus neue technische und stilistische Möglichkeiten erschließt, macht ihn herausragend.
(nach dem Vorwort von Jutta Moster-Hoos)