Hydraulische Charakterisierung von Grundwasserleitern
Moderne Anwendungs- und Auswertungsansätze
Die hydraulische Charakterisierung von Grundwasserleitern ist eine der wichtigsten Untersuchungsschritten bei der Bearbeitung verschiedener umwelt- und ingenieurgeologischer Fragestellungen. Hierfür stehen eine Vielzahl an hydraulischen Feldmethoden zur Verfügung, deren Wahl sich maßgeblich nach den Anforderungen der Fragestellung richtet. In der Praxis sind zwar zahlreiche hydraulische Untersuchungsmethoden etabliert, in den letzten Jahren ergaben sich jedoch apparative Weiterentwicklungen und neue Ansätze für ihre Durchführung und Auswertung, die häufig zu einem erfolgversprechenden Einsatz und zusätzlichen und verbesserten Erkenntnissen führen können. Dennoch finden einige Methoden bislang nur wenig Beachtung in der hydrogeologischen Praxis, da teilweise Unsicherheiten bezüglich ihrer Anwendbarkeit für die Beantwortung spezifischer umweltgeologischer Fragestellungen bestehen. Der Arbeitskreis Innovative Erkundungs-, Sanierungs- und Überwachungsmethoden im altlastenforum Baden-Württemberg hat sich dem Thema „hydraulische Charakterisierung von Grundwasserleitern“ angenommen und einen Statusbericht erarbeitet, in dem moderne Methoden und Anwendungen systematisch dargestellt und ihre Zweckmäßigkeit für Fragestellungen aus verschiedenen Anwendungsbereichen aufgezeigt werden. Er richtet sich insbesondere an Praktiker aus Gutachter- und Ingenieurbüros, an Standortverantwortliche sowie an Behördenvertreter aus dem Umweltbereich. Der Bericht soll einen Beitrag leisten, das Wissen über diese Methoden in der Praxis zu verbreiten und deren Einsatzhäufigkeit in der Zukunft zu erhöhen. Aufbauend auf Begriffsbestimmungen und Grundsätzen von hydraulischer Untersuchungsmethoden werden ausgewählte moderne und besonders innovative Methoden dargestellt und ihre Anwendungsmöglichkeiten und ihr Entwicklungsstand aufgezeigt. Hochauflösende hydraulische Verfahren stehen im Vordergrund. Eine tabellarische Übersicht der Untersuchungsmethoden mit grundlegenden Anwendungsaspekten ermöglicht eine schnelle Auswahl geeigneter Methoden. Der Entwicklungsstand und die Anwendungsmöglichkeiten und die zu erwartende Datenqualität der verschiedenen Methoden werden anhand von Beispielen aufgezeigt. Eine abschließende Bewertung gibt einen Ausblick auf Weiterentwicklungen, umfangreiche Literaturangaben runden den Statusbericht ab. Der Statusbericht ist als eine Methodensammlung gedacht, die moderne Vorgehensweisen enthält und neuartige Anwendungen und Auswerteansätze bereits etablierter Methoden beschreibt. Aufgrund der verschiedenartigen Zielstellung der dargestellten Methoden und der begrenzten Auswahl kann der Statusbericht nicht als genereller Leitfaden dienen und greift auch keine Methoden auf, die bereits weit verbreitet sind und in gängigen Lehrbüchern detailliert besprochen werden. Kenntnisse im Hinblick auf solche herkömmlichen hydraulischen Erkundungsverfahren werden vorausgesetzt. Moderne hydraulische Untersuchungsmethoden ermöglichen es – eine fachgerechte Durchführung und Dateninterpretation vorausgesetzt – verschiedenartige, oft komplexe Grundwasserleiter besser beschreiben und charakterisieren zu können. Dadurch können verbesserte Grundlagen geschaffen werden, z.B. für die Auslegung und Überwachung von In-situ-Sanierungsmaßnahmen bei Grundwasserkontaminationen oder für die Planung und den Betrieb geothermischer Anlagen.