Arabische Kunstprosa im 14. Jahrhundert
Drei Einsetzungen für Oberrichter ʿImād ad-Dīn aṭ-Ṭarasūsī in Lehrämter an Damaszener Hochschulen
von Werner DiemZu den Texten, die in mamlūkischer Zeit in Kunstprosa, d.h. in gereimter Form und elaboriertem Stil, abzufassen waren, gehörten Einsetzungen in hohe Ämter. Während für Juristen selten mehr als eine einzige Einsetzung erhalten ist, sind es nicht weniger als drei Einsetzungen für ʿImād ad-Dīn aṭ-Ṭarasūsī (st. 748/1348), der in Damaskus ḥanafitischer Oberrichter war und an vier Madrasahs wirkte. Zwei der drei Texte betreffen dieselbe Madrasah und sind von zwei verschiedenen Autoren verfasst worden, und zwei der drei Autoren sind Ṣalāḥ ad-Dīn aṣ-Ṣafadī (st. 764/1363) und Ibn Nubātah (st. 768/1366), die führenden Stilisten der damaligen Zeit. Die Konstellation der drei Texte bietet eine einzigartige Möglichkeit für stilistische und intertextuelle Fragestellungen.
Nach einem einleitenden Kapitel zum Wirken ʿImād ad-Dīn aṭ-Ṭarasūsīs werden die drei Texte in Edition, Übersetzung und Kommentar vorgestellt. Es folgen Kapitel zu den Juristen, zu denen der Ernannte in Vergleichspassagen in Bezug gesetzt wird, zu den damals dominanten Stilmitteln Taǧnīs und Tawriyah, zu den verschiedenen Arten von Intertextualität, wobei auch Vorgänger und Nachfolger der Autoren berücksichtigt sind, und zur Funktion der stilistischen Elaboriertheit solcher Texte. Die Untersuchung vermittelt ein differenziertes Bild von der stilistischen Komplexität arabischer Kunstprosa im 14. Jahrhundert.