Täuschung und Betrug durch derivative Finanzinstrumente.
von Eva RulandsDie interdisziplinäre Materie der Finanzderivate stellt die Strafrechtsdogmatik vor neue Herausforderungen. Finanzmathematische Preisbewertungsmodelle können jedoch einen Erkenntnisgewinn für eine betrugsstrafrechtliche Bewertung anfänglich negativer Marktwerte, im Anlagebetrag versteckter Provisionen sowie Rückvergütungen generieren. Denn der Handel mit Finanzderivaten lässt ein methodisches Überschneidungskriterium von Mathematik und Recht erkennen: Finanzderivate dienen dem Transfer systematischer Risiken und betreffen damit eine Komponente der tatsächlichen Wirklichkeit. Während die Rechtsdogmatik das Finanzmarktgeschehen notgedrungen nur aus ihrer Perspektive betrachten kann, ist die Mathematik in der Lage, systematische Risiken zu quantifizieren. Der betrugsrelevante Risikoinformationstransfer lässt sich dabei über eine Verknüpfung finanzmathematischer Risikomodellierung mit dem konstitutiven Merkmal betrugsstrafrechtlicher Täuschungen in die Strafrechtsdogmatik implementieren.»Deception and Fraud Through Derivative Financial Instruments«
Financial mathematical pricing models provide a gain in knowledge for the valuation of the criminal responsibility related to financial derivatives. While legal doctrine only regards financial market from its own perspective, mathematics manages to quantify systematic risks. The fraud-relevant transfer of risk information can be implemented by linking mathematical risk modeling with the constitutive feature of the concept of deception in criminal dogmatics.