Josef Gaudl
Ein Bregenzer Kunsttischler aus Böhmen
von Elisabeth Miemelauer-HaiderDer Kunsttischler und Holzbildhauer Josef Gaudl (1873–1961) kam in den späten 1890er-Jahren nach Bregenz, wo er sich rasch etablierte, eine florierende Werkstatt begründete und Aufnahme im Bregenzer Bürgerstand fand. Während gut sechs Jahrzehnten fertigte er kunstvolles Mobiliar und fein gearbeitete Ziergegenstände für den gehobenen Geschmack, aber auch Geschäfts- und Lokaleinrichtungen, von denen einzelne bis heute Bestand haben. Gemäß dem Zeitgeschmack der Vor- und Zwischenkriegszeit bediente er sich bei allen Stilen und schuf mit der ihm eigenen »Handschrift« Werke von zeitloser Schönheit, bleibendem Wert und hohem Wiedererkennungseffekt. Die öffentliche Hand beauftragte seine Werkstatt mit der Ausstattung des Sitzungssaals im Alten Landtag sowie des Stadtvertretungszimmers im Bregenzer Rathaus, und führende Unternehmerfamilien erfreuen sich bis heute an dem von ihm entworfenen Interieur ihrer Villen. Ein besonders eindrucksvolles Zeugnis seines Schaffens ist die Zirbenstube im Bregenzer Gösserbräu. Zu seinen prächtigsten Werken zählt das 1930 fertiggestellte Orgelgehäuse der Bregenzer Herz- Jesu-Kirche.