NOCH´n GEWICHT
Das Gelbe vom Kay
von Kay ScheffelUnglaublich! - Sie? - Hier?
Mit der Nase in meinem ersten Gedichtband? Sie haben den richtigen Riecher!
Darauf können Sie stolz sein – ich bin es nämlich auch.
Im Winter 2000 spielte ich im „GOP“ - Georgspalast Hannover, in der Varieté Produktion „Noch‘n Gedicht“, die Rolle des „Willi Winzig“. Nach der Show wurde ich von unserem Stagemanager gebeten, in die Ehrenloge von Frau Berthold zu eilen. Heinz Erhardts Tochter war gewissermaßen auch das Zünglein an der Waage, welche unsere Produktion von der urheberrechtlichen Seite freigeben sollte.
Mir war ganz schön blümerant, da ich ja kein Parodist bin und nur nach meinem Gefühl, interpretierend, zelebrierend, Heinz Erhardt hofierend und mit stolz präsentierend, den völlig zu Unrecht verstorbenen Dichter, Komiker und Entertainer darstellte.
Ich dachte Kay, … Kay dachte ich, jetzt bekommst du eine ordentliche
Zigarre von seiner ältesten Tochter verpasst.
Von ihm, dem Großmeister des deutschen Humors konnte ich sie ja nicht mehr bekommen.
Sie stand da, völlig aufgelöst und scheinbar sehr gerührt. Ich wusste gar nicht wie ich mich verhalten sollte. Mit feuchten Augen strahlte sie mich an und sagte: „Herr Scheffel, darf ich Sie mal in den Arm nehmen? Sie erinnern mich so sehr an meinem Vater!“ Mit dieser Herzlichkeit und ihrer emotionalen Ehrlichkeit gewann sie auf Anhieb mein Herz. Sie blieb bis zu ihrem viel zu frühen Tod eine meiner besten Freundinnen. Ich betrachte diesen ehrlichen und sehr gefühlvollen Augenblick unseres Kennenlernens auch heute noch als Ritterschlag eines Menschen, durch dessen Adern das Blut meines Idols floss. Als wir uns zum letzten Mal sahen, versprach ich ihr mich bald ans Werk zu machen, um einen Teil meines gedichteten Sammelsuriums mit Druckerschwärze zu versehen und hübsch gebunden all jenen zur Verfügung zu stellen, denen es gefällt, was meine grauen Zellen die Stirn haben, von sich zu geben.