Almanach der Funkgeschichte
Band 1: 100 Jahre Rundfunk in Deutschland Teil 2: 1945 bis 2023
Schon immer hatte der Mensch das Bedürfnis, über die Reichweite seiner Stimme hinaus mit anderen Menschen zu kommunizieren. Zu Beginn waren es noch akustische und optische Hilfsmittel, z. B. Pfeifsignale, Trommeln, Rauch- und Feuerzeichen, im 18. Jahrhundert schon aufwendige Winkertelegrafentürme.
Die Entdeckung der Elektrizität Ende des 18. Jahrhunderts eröffnete ganz neue Möglichkeiten. Mit Hilfe der von Physikern entwickelten Bauteile wie Spulen und Kondensatoren konnte dann Samuel F. B. Morse sein System entwickeln, und Ende des 19. Jahrhunderts umspannte ein Netz von Telegrafenleitungen den Erdball.
Der Traum von einer drahtlosen Kommunikation blieb aber weiterhin unerfüllt. Erst als Heinrich Hertz 1888 die von James Clerk Maxwell bereits 1873 vorausgesagten elektromagnetischen Wellen praktisch nachwies, eröffnete sich ein neuer Horizont, obwohl beide nicht an eine drahtlose Kommunikationstechnik dachten.
1896 begann Guglielmo Marconi mit Versuchen zur drahtlosen Morse-Signalübertragung mittels elektromagnetischer Wellen, und durch Kombination meherer Erfindungen von Physikern aus aller Welt entstand ein Funksystem für die drahtlose Übermittlung von Morsezeichen, das ab 1887 von der Marconi-Gesellschaft kommerziell verwertet wurde. Allerdings erreichte man erst 1899 die Verbindung zunächst über den Ärmelkanal, doch schon zwei Jahre später die erste Verbindung über den Atlantik.
Das Funkgerät wurde erst durch die Entwicklung der Hochvakuum-Elektronenröhre im 1. Weltkrieg für die Übertragung von Sprache allgemein praktikabel, sowohl auf der Sende- als auch Empfangsseite.
Aus einer Kombination von Aktivitäten von Idealisten und dem Wunsch der Funkindustrie, für die im Krieg entwickelten technischen Möglichkeiten neue Absatzmärkte zu finden, entstand ab 1919 weltweit die Idee des öffentlichen Unterhaltungsrundfunks für alle; in Deutschland zuerst auf Basis privater Unternehmen mit Staatsbeteiligung, ab 1933 vollstaatlich und ab 1945 öffentlich-rechtlich.
Am 29. Oktober 1923 fand endlich die erste Sendung der zugelassenen Gesellschaft „Deutsche Stunde“ aus dem Vox-Haus in Berlin statt. Bereits in etlichen Ländern gab es zu dieser Zeit bereits einen öffentlichen Unterhaltungsrundfunk. In Deutschland hatte es aufgrund von Revolution und Inflation bis dahin lediglich einige Versuchssendungen von Postmitarbeitern ab Dezember 1920 vom Sender Königs Wusterhausen gegeben. Von wenigen Hörern des kleinen Senders im Vox-Haus im Jahre 1923 wuchs die Zahl der Rundfunkteilnehmer bis Ende 1930 auf über 3 Millionen und 1943 auf ein Maximum von 16 Millionen. Bis dahin gab es ein dichtes Sendernetz in Deutschland.
Heute erhalten wir Rundfunk analog oder digital drahtlos über lokale Sender oder Satellit, über den Draht direkt oder per Internet aus aller Welt, nicht nur über Rundfunkempfänger, sondern auch über den Computer.
Dieses Jubiläum „100 Jahre öffentlicher Unterhaltungsrundfunk“ hat die Gesellschaft der Freunde der Geschichte des Funkwesens (GFGF) e. V. zum Anlass genommen, einen Sammelband aus ausgesuchten Artikeln der Vereinszeitschrift „Funkgeschichte“ der letzten 40 Jahre zu diesem Thema herauszugeben. Mit ihm will die GFGF will dem interessierten Leser einen geschichtlichen Überblick über 100 Jahre Rundfunk und die damit verbundene Entwicklung der Funktechnik präsentieren.