Brasilien – Herausforderungen der neuen Supermacht des Südens
Brasilien ist ein Land, das in unterschiedlichster Hinsicht bei vielen Menschen Interesse weckt. Nicht erst seit Stefan Zweigs viel zitiertem Buch, einer Hommage an das Land seines Exils und seines letzten Lebensabschnitts während der 1940er Jahre, gilt Brasilien als „Land der Zukunft“. Brasilien ist ein „Land der Gegensätze“, wirtschaftlich, politisch, sozial, kulturell und nicht zuletzt regional, weshalb man die Vermutung haben könnte, ob es sich denn wirklich um „ein Brasilien“ oder nicht doch viel-mehr um „viele Brasilien“ handelt.
Das Land wurde und wird in seinen Entwicklungsperspektiven stets maßgeblich von Globalisierung und globalem Wandel bestimmt. Jedoch hat Brasilien auch hinsichtlich der Reaktionen auf und des Umgangs mit beziehungsweise der Anpassung an den globalen Wandel Einiges zu bieten, was im Sin-ne eines globalen Dialogs nicht nur von lokal/regionalem Interesse ist. Gemeint sind beispielsweise die Erfahrungen Brasiliens im Umgang mit dem Problem der Regenwaldzerstörung, indigene Wis-sensbestände, die für die Suche nach alternativen Nutzungsmustern wichtig sein können, und ent-sprechende Praktiken angepasster Landnutzungssysteme (z.B. die sogenannten agroforstwirtschaft-lichen Systeme).
Um die Einbindung Brasiliens in den globalen Wandel zu zeigen, eignet sich ein regionaler Ansatz in besonderem Maße, denn es sind die einzelnen Großregionen, die sowohl durch spezifische natur- als auch wirtschafts- und sozialräumliche Strukturen, Dynamiken und Potenziale gekennzeichnet sind, in denen sich spezifische Aspekte des globalen Wandels, seine lokalen/regionalen Wirkungen, Anpas-sungsmechanismen beziehungsweise Reaktionen sehr gut beobachten lassen. Die Artikel des vorlie-genden Kontaktstudiumsbandes versuchen einige dieser zuvor genannten Aspekte aufzugreifen, wo-bei hier bewusst darauf hingewiesen werden muss, dass die Auswahl nur einige wenige Aspekte dieser äußerst umfangreichen und vielschichtigen Problematik umfassen konnte. Dennoch handelt es sich bei allen ausgewählten Rednern und deren Beiträge um ausgesprochene Landeskenner mit ihren spe-zifischen Forschungsschwerpunkten, sodass die vorliegende Zusammenstellung durchaus den An-spruch höchster Aktualität beanspruchen darf und es gelungen ist, diese wissenschaftlichen Erkennt-nisse aufzubereiten und einem breiten Publikum praktizierender Geographielehrerinnen und Geogra-phielehrer in Bayern näherzubringen.