Identitäre im Kontext von Neuen Rechten und AfD
von Gerhard R. Pelz, Dr. rer. nat.Das bekannte Erscheinungsbild des „Nazis” oder „Neonazis” (Stiefel, Kleidung, NS-Symbole, Auftreten …) sucht man bei den „Neuen Rechten” vergeblich. Statt die Mehrheitsgesellschaft durch auffälliges Auftreten zu provozieren, geben sie sich äußerlich bürgerlich-modern und im Verhalten seriös und harmlos, um als ganz normaler Teil der Bevölkerung akzeptiert zu werden und auf diese Weise Schüler, Jugendliche und junge Erwachsene in ihren Kreis zu locken.
Doch nicht allen Aktiven, Sympathisanten und Unterstützern dürfte klar sein, was sich hinter der Fassade der „Identitären Bewegung” verbirgt: Eine antimoderne und ideologisch eingeengte neofaschistische Kaderorganisation, bestehend aus überwiegend jungen und wehrhaften Männern, entstanden aus dem deutsch-völkischen Korporiertenmilieu, rechten Jugendorganisationen, früheren Neonazis und NPD-Mitgliedern.
Nationalsozialistisches Gedankengut, theoretische Schriften, Symbole, germanische Mystik und Accessoires wurden in Kooperation mit Rechtsextremisten anderer Länder zu einem Kulturrassismus-Mix zusammengerührt. Migranten- und Multikulti-Ablehner formten zusammen mit Globalisierungsverlierern ein neues Selbstverständnis. Neue Medien ermöglichten ein Diskursupdate aus Aktionismus und Kommerz. Die nach außen vertretene Abgrenzung vom historischen Faschismus ist nachweisbar unglaubwürdig.
Um niemanden zu erschrecken, vernebeln Neue Rechte ihre wahre Gesinnung hinter geschönten Begriffen, die akzeptabler klingen als jene ihres alten Repertoires, jedoch dasselbe bedeuten.
Dahinter steht einerseits das lukrative Geschäftsmodell einiger Funktionäre und andererseits das Bestreben, Staat und Wirtschaft zu unterwandern und über die AfD politischen Einfluss zu erlangen.