Kostbare Einbandbeschläge an armenischen Handschriften
Dokumentation jüngster Maßnahmen zur Bestandserhaltung
von Margret Jaschke, Robert Stähle
Das Matenadaran – „Mesrop-Mashtotz-Institut für Alte Handschriften" in Yerevan /Armenien – ist seit 1997 UNESCO-Weltkulturerbe Es beherbergt die weltweit größte Sammlung armenischer Handschriften, darunter eine große Anzahl von Codices mit silberbeschlagenen Einbänden, die trotz ihrer häufig auffallend kleinen Formate „Prachteinbände“ sind. Die Vielfalt der Beschläge und deren sorgfältige handwerkliche Ausführung – sowohl der Klausuren als auch der dekorativen und ikonographisch bildnerischen Ausstattung – sind bemerkenswert.
Die Armenier haben als erstes Volk schon im Jahr 301 n. Chr. den christlichen Glauben als Staatsreligion angenommen und seit dem 5. Jahrhundert im Schrifttum verbreitet. Trotzdem ist dieses Kulturgut in europäischen Fachkreisen mit wenigen Ausnahmen nahezu unbekannt geblieben.
Margret Jaschke und Robert Stähle geben einen umfassenden Überblick über die historische armenische Einbandkunst, speziell über die verschiedenen Beschlagsarten und ihre Reichhaltigkeit. Das Buch ist systematisch gegliedert nach der handwerklich-technischen Beschaffenheit der Beschläge an den jeweiligen vorderen Einbanddeckeln der Handschriften.
Ein Exkurs zu den unterschiedlichen Verschlusssystemen und deren Entwicklung unterstreicht die Vielfalt und würdigt die handwerkliche Meisterschaft der armenischen Gold- und Silberschmiede.
Mit einer Auswahl von 70 Objekten dokumentieren die Autoren die Instandsetzung schadhafter oder verloren gegangener Beschläge, die sie seit 2001 an über 200 Einbänden vorgenommen haben. Sie halten sich dabei prinzipiell an die weltweit akzeptierten Grundsätze der Restaurierethik. Ihre Auftraggeber wünschen jedoch auch, dass die ursprüngliche Pracht der Bücher weitgehend wieder hergestellt wird. Sie sehen das wertvolle Kulturgut nicht in erster Linie als Forschungsobjekt der Entwicklung des armenischen Schrifttums und der Buchkunst. Bücher werden in Armenien allgemein sehr wertgeschätzt und mit viel Ehrerbietung behandelt. Ihre Ausstattung soll dem Evangelium als Wort Gottes angemessen sein.
Ein ausführliches bebildertes Glossar zu den Fachausdrücken, die bei der Beschreibung der Instandsetzungen verwendet werden, erleichtert nicht nur das Verständnis, sondern leistet auch einen wichtigen Beitrag zur sprachlichen Vereinheitlichung und Verständigung über die Restaurierung von Metallbeschlägen.
Die Veröffentlichung ist eine Fundgrube für Fachleute der Bestandserhaltung in Museen, Bibliotheken, Archiven – für Restauratoren und Archivare ebenso wie für Liebhaber historischer Bücher. Sie stellt die tatsächlich durchgeführten praktischen Arbeiten authentisch dar, erschließt einen bislang weitgehend unbekannten Aspekt armenischen Kulturgutes und bietet darüber hinaus viele wertvolle Anregungen.
The Mesrop Mashtots Institute of Ancient Manuscripts in Yerevan, Armenia, has been included in the UNESCO Memory of the World Register since 1997 and holds the world’s largest collection of Armenian manuscripts, among them a considerable number of gospel books with precious silver metalwork bindings. These codices may often be only small, yet feature “treasure bindings”. The multitude of metalwork bindings, from closures to decorative and iconographic-sculptural elements, and their careful workmanship are amazing.
Surprisingly, this Armenian cultural heritage has, with few exceptions, remained practically unknown among European experts, even though the Armenians were the first people to adopt Christianity in 301 as their state religion and began spreading their belief in written form in the 5th century.
Based on a selection of almost 80 objects, the authors document the restoration of damaged or lost metalwork performed on more than 200 bindings since 2001. By that they provide a comprehensive insight of historic Armenian bindings, particularly their own varied and abundant metalwork. According to the technical appearance and workmanship of the metalwork on the covers they developed a principle of arrangement for the variety to be classified.
An elaboration on the various closure systems and their development emphasizes this variety and recognizes the Armenian gold- and silversmiths’ expert workmanship.
The authors also provide a richly illustrated glossary of the terminology used in restoration to facilitate understanding and to support general discussions about the restoration of metalwork bindings.
This publication is an expert presentation based on the authors’ extensive practical experience with book restoration. It unlocks a largely unknown aspect of Armenia’s cultural heritage. In addition, it may be a source of inspiration and a treasure trove for preservation experts (museums, libraries, archives, restorers, etc.) and lovers of historical books.