Bibergeil
von Nikola SchmidtWie ein Theaterstück über den Biber entstand
Er lebt gern am Wasser und gestaltet sich die Gegend, wie sie ihm gefällt: Der Mensch ist im Oderbruch ein einflussreicher Zeitgenosse. Konflikte mit anderen Arten sind da vorprogrammiert – allen voran mit dem Biber. Denn der verhält sich ganz ähnlich, nur hat er es eben lieber feucht als trocken und auch allgemein eher andere Vorstellungen als sein zweibeiniger Konkurrent. Was für Großstädterinnen und Großstädter nach einem niedlichen Kinderthema klingen mag, ist hierzulande
bekanntermaßen politischer Sprengstoff und genau darum Thema des Theaterstücks geworden. Wem gehört das Oderbruch? Wann ist Naturschutz angebracht? Wer darf hier leben? Und wer darf darüber entscheiden? Das Recherche-Team des Oderbruch Museum Altranft führte zum Jahresthema Wasser zahlreiche Interviews, auf deren Grundlage wir vom Traumschüff-Theater eine Inszenierung entwickelten. Ich hatte die Aufgabe, das Stück zu schreiben. Ich las, schaute, hörte mir alles an, was ich über den Biber finden konnte, und führte auch selbst einige Gespräche, zum Beispiel mit Bibermanagerin Antje Reetz und – durch Zufall – einem Biberjäger. So näherte ich mich Schritt für Schritt dem pelzigen
Politikum und lernte wohl ziemlich alle denkbaren Perspektiven darauf kennen. Nur den Biber selbst konnte ich leider nicht fragen. Der einzige, dem ich nahe genug gekommen bin, um mich mit ihm zu unterhalten, war beim Gewässer- und Deichverband und recht schweigsam, weil ausgestopft. Alle Ansichten und Äußerungen des Bibers sind daher frei erfunden.
Nikola Schmidt