Felka Platek
Eine Künstlerin im Exil
von Adriana Martins MotaWer war Felka Platek?
In ihrer wichtigen Rolle im Leben und Schaffen Nussbaums,
gerät häufig in den Hintergrund, dass Platek selbst künstlerisch
tätig war. Vergangene Narrative schreiben ihr vor allem
die Rolle der Partnerin und Begleiterin zu, die ihr Leben in
vollem Umfang ihrem Lebensgefährten Felix Nussbaum gewidmet
hat – entsprechend wurde auch ihre Kunst beurteilt.
Diese Wertung kommt nicht zuletzt aus dem Hintergrund einer
Künstlerinnenexistenz, die nur fragmentarisch überliefert
ist. Ihr Dasein als Frau in einer männerdominierten Kunstwelt
des 20. Jahrhunderts lässt bereits keine chancengleiche Vita
zu. Als Jüdin wird sie verfolgt und zu einem Leben im Exil
gedrängt. Ihre Biografie ist durch den Nationalsozialismus
gebrochen. Ihr Leben und ihre künstlerische Laufbahn sind
geprägt von Umbrüchen und Krisen.
Diese lückenhafte Überlieferung neigt dazu, Platek zuerst in
Zusammenhang mit Nussbaum zu betrachten, denn das, was
sich rekonstruieren lässt, ist vor allem ihr gemeinsames Leben
und Schaffen mit ihrem Partner. Darüber hinaus soll eine
neue Perspektive auf die Künstlerin ermöglicht werden. In
dieser Betrachtungsweise soll die Verbindung zu Nussbaum
nicht ausgelassen werden, denn so, wie Platek zentraler Bestandteil
seiner Geschichte war, so ist es auch umgekehrt der
Fall. Vielmehr soll der Blick erweitert und einzelne Positionen
kritisch hinterfragt werden: Sie war Begleiterin und Partnerin
Nussbaums, zeigte sich ihm gegenüber fürsorglich, gar
mütterlich – doch wieso wird dies so stark gewertet? Ein
ausschlaggebender Faktor ist das Frauenbild jener Zeit, bei
dem tradierte Rollenbilder reproduziert werden. Es bedarf
einer kritischen Auseinandersetzung mit den Überlieferungen
im Hinblick auf die Rekonstruktionen von Weiblichkeit
und Geschlechterrollen. Zusätzlich erfordert es neben einer
kunstwissenschaftlichen und biografischen Betrachtung auch
einer soziohistorischen sowie genderkritischen Berücksichtigung.
Diese Publikation legt demnach den Schwerpunkt auf
das, was unmittelbar von Platek selbst überliefert ist:
ihre Kunst.