Marianne Strobl
»Industrie-Photograph« 1894–1914
von Ulrike Matzer, Andreas Nierhaus, Hanna SchneckFor her clients Marianne Strobl descended into the sewers, crawled into the caves of the Ötscher and - with her camera - she accompanied the construction of the gas plant Vienna-Leopoldau for years. She created multi-faceted portraits of the textile company E. Braun and the deluxe hotel Meißl & Schadn. Her proficiency in “flash photography” helped her to document new buildings such as the Semmeringvilla, furnished with historical pomp, a men’s home or a mental hospital in Trieste. Strobl’s specialization in industrial photography was a practical strategy in order to subsist on the highly competitive market in Vienna around 1900. This self-assured photographer, who did not “hide” in the studio, like many of her professional colleagues, is to be rediscovered.Marianne Strobl stieg für ihre Auftraggeber in die Kanalisation, kroch in die Ötscherhöhlen und begleitete mit ihrer Kamera über Jahre die Errichtung des Gaswerks Wien-Leopoldau. Sie schuf vielteilige Porträts der Wäschefirma E. Braun & Co. und des Nobelhotels Meißl & Schadn. Ihre Beschlagenheit in der »Blitzlicht-Photographie« kam ihr zugute, um Neubauten wie eine mit historistischem Pomp ausstaffierte Semmeringvilla, ein Männerwohnheim oder eine Triester Nervenklinik zu dokumentieren. Strobls Spezialisierung auf Industriefotografie war eine sinnvolle Strategie, um auf dem extrem heftig umkämpften Wiener Markt um 1900 bestehen zu können. Diese selbstbewusste Fotografin, die sich nicht wie viele ihrer BerufskollegInnen im Atelier ›versteckte‹, gilt es wiederzuentdecken.