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ISBN/EAN-Barcode 3-89500-981-4/9783895009815
Buchcover ISBN 9783895009815

Divrigi

Unterwegs zur türkischen Mystik in Stein

von Traugott Wöhrlin


Die islamische Mystik – insbesondere deren persische und türkische Version – hat sich in einer kaum übersehbaren Fülle literarischer und lyrischer Werke ausgedrückt. Angesichts dieser Dominanz des Wortes fand bislang die Möglichkeit kaum Beachtung, mystische Gedankenbilder könnten sich auch im Ornament z.B. als Portaldekor niedergeschlagen haben.

Die erheblich von der orthodox-islamischen Kunst abweichende Bauplastik an der aus dem frühen 13. Jahrhundert stammenden Freitagsmoschee und dem dort angegliederten Spital in der ostanatolischen Kleinstadt Divriği wurde daher bis in die jüngste Vergangenheit als Exotismus oder als „barocke Entartung“ abgetan. Dennoch waren es nicht zuletzt gerade die merkwürdigen steinernen Reliefgebilde, die dem Bauwerk 1986 zum Prädikat „Weltkulturerbe“ verholfen haben, ohne dass jedoch jemand an eine ikonografische Würdigung oder Deutung der eigenartigen Figuren gedacht hätte.

Für den mit ornamentaler Symbolik vertrauten Baumenschen und Lehrer im Gestaltungsbereich Traugott Wöhrlin, bestanden nie Zweifel, dass der scheinbar exaltierten Formensprache zumindest eine Ideologie, wahrscheinlicher aber eine religiöse Überzeugung zugrunde liegen müsse. Auf seinen zahlreichen Begegnungen in den Ländern des Orients mit den verschiedensten Spielarten der islamischen Kultur und Religion hatte er auch Einblicke in die mystische Dimensionen des Islam gewonnen und mit ihnen die Vermutung, die Kunst von Divriği könne mit dem Sufitum in Verbindung stehen. Ermuntert durch die 2003 verstorbene große alte Dame der deutschen Islamwissenschaft, Annemarie Schimmel, diese Spur weiter zu verfolgen, kam es zu einer intensiven zeichnerischen Bestandsaufnahme vieler ornamentaler Details und dabei zur allmählichen Entzifferung einer mystischen Bildersprache. Ohne das islamische Bilderverbot zu verletzen aber auch ohne sich den dogmatischen Zwängen der orthodoxen Kunst zu beugen schildert diese ebenso abstrakte wie deutliche Sprache die Liebe als Energiequelle für alles Leben und damit als Wesenskern des Göttlichen.

Der Autor beschreibt im Buch aber nicht nur die Ergebnisse seiner Studien sondern auch den langen und teils mühsamen Weg dorthin: Abstecher in die geschichtlichen und geografischen Zusammenhänge ebenso wie die notwendige Auseinandersetzung mit Regeln und Erscheinungsformen der orthodox-islamischen Kunst sowie den Grundzügen der islamischen Mystik und anderen religiösen Strömungen lokaler Bedeutung. Durch den bewussten Verzicht auf eine rein wissenschaftliche Darstellung und durch die Einbeziehung subjektiver Erlebnisse und Wahrnehmungen, wird das Buch auch für interessierte Laien interessant und leicht lesbar.


Evidence of Islamic mysticism, in particular its Persian and Turkish version, is shown in a virtually immeasurable wealth of literary and lyric works. Given this dominance of the word, little attention has yet been paid to the possibility that mystic mental images might also have translated into ornament, e.g. in portal decor. Substantially differing from Islamic Orthodox art the building statuary of the early 13th century Friday Mosque and its affiliated hospital in the East Anatolian town of Divriği has until recently been dismissed as exoticism or “baroque degeneration”. Nevertheless it was precisely those strange prominent structures that helped the historic building gain the prestigious title of “World Cultural Heritage Site” in 1986 even though an iconographic evaluation or interpretation of the peculiar figures was never conducted.Traugott Wöhrlin, a construction expert and design teacher familiar with ornamental symbolism, has never been in doubt that the apparently exalted design language is based upon ideological and most likely religious beliefs. During his numerous encounters with the vast variety of Islamic culture and religion in Oriental countries he also gained insight into the mystic dimensions of Islam which led him to presume that the art of Divriği was related to Sufitum. Encouraged to pursue this path by Annemarie Schimmel, the ‘grande dame’ of German Islamic studies who died in 2003, he created an intensive graphic inventory of many ornamental details while gradually deciphering a mystic imagery. Without violating Islamic aniconism yet not submitting to the dogmatic constraints of Orthodox art this both abstract and precise language presents love as the energy source for all life and thus as the core of the divine.Apart from presenting the results of his studies the author describes the long and partly laborious path towards achieving them, his forays into historic and geographic contexts as well as the necessary analysis of rules and manifestations of Islamic Orthodox art and fundamentals of Islamic mysticism and other religious movements of local importance. Since the book consciously foregoes a strictly scientific format and includes the author’s subjective experiences and perceptions it also becomes interesting and easy to read for amateurs.

ISBN-Daten

Hardcover
224 Seiten
Verlag
Reichert, L
Erscheinungsjahr
2013
Abmessungen
28,0 x 21,0
Preis
110,00 €

Verfügbarkeit

Verfügbarkeit auf
www.ISBN.de
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