Eine Reise in die Berge und ans Wasser
Chinesische Malerei und Gedichte aus der Klassischen Zeit
von Michael von Poser
Die Tuschmalerei von Lili Yuan lässt großartige, mystisch überhauchte Landschaften entstehen. Sie knüpft dabei an eine lange Tradition an, die der chinesischen Literaten-Maler. Hier wird eine Natur gezeigt, die man nicht beherrscht und malträtiert, sondern in die man sich einfügt. Das ist im Sinn eines daostischen Denkens, das mit dem westlichen Fortschrittsglauben im Widerspruch steht. Den Bildern des Buches ist jeweils ein Landschaftsgedicht hauptsächlich der klassischen Zeit gegenübergestellt, die Linien der Malerei verbinden sich mit den Schriftzügen der Poesie. Der Pinselstrich kreiert den fliegenden Vogelschwarm im Bild ebenso wie die erklärende Aufschrift dazu. Seine Übersetzung der Gedichte hat Michael von Poser ergänzt durch einen Essay über die jahrtausendalte Existenzform des chinesischen Einsiedlers. In ihr manifestiert sich die Idee einer innerweltlichen Erlösung und des Verschmelzens mit der Natur, wie es neben vielen anderen die wohlbekannten Verse von Jia Dao mit dem Titel „Vergebliche Suche nach einem Einsiedler“ aussprechen:
Unter den Föhren frage ich den Jungen.
Der Meister sei zum Kräutersammeln fort,
in jenen Bergen, wo die Wolken hängen,
müsse er sein, er wisse nicht den Ort.