Buchmalerei in Freiburg im Breisgau
Ein Zisterzienserbrevier aus dem frühen 14. Jahrhundert. Zur Geschichte des Breviers und seiner Illumination
von Judith Raeber
Mit dem Thema ‚Brevier‘ befasste sich vor allem die theologische Forschung, wobei das Gebet im Vordergrund stand. Die „Gebetsträger“ frühen Datums – deren Ursprung, Konzept, künstlerische Ausstattung, Handhabung – wurden bislang von der Fachwelt nicht oder nur am Rande behandelt. Es war deshalb der Autorin ein Anliegen, auf diesem interessanten Gebiet einen Forschungsbeitrag zu leisten.
Vorgestellt wird eine außergewöhnliche, kurz nach 1300 im Raum Freiburg i. B. entstandene illuminierte Brevierhandschrift. Dieses so genannte Luzerner Brevier, ehemals für ein Zisterzienserkloster eingerichtet, ist ein repräsentativer Zeuge oberrheinischer Buchmalerei jener Zeit. Der Codex besticht durch seinen hohen künstlerischen Gehalt ebenso wie durch die zum Teil unkonventionelle Wahl der Illustrationen.
Erfreulicherweise ist es geglückt, den Auftraggeber zu eruieren, die Werkstätte zu lokalisieren sowie die spätere Überlieferungsgeschichte relativ geschlossen zu rekonstruieren.
Bei der Stilanalyse kristallisierte sich überraschend eine enge Verwandtschaft heraus mit der berühmten Weltchronik des Rudolf von Ems, so dass eine Werkstattidentität der beiden Handschriften angenommen werden darf. Diese Mutmaßung enthält einige Brisanz: Die Weltchronik wurde mangels Hinweisen auf Auftraggeber bis vor kurzem aufgrund stilistischer Kriterien nach Konstanz eingeordnet, in jüngster Zeit paläographischer Eigenheiten wegen nach Zürich.
Buchgeschichtliche Aspekte zum Brevier allgemein werden in einem separaten Teil behandelt. Unter anderem wird auch die Frage der Herkunft aufgeworfen: Spanien – Wiege des Breviers? Ein weiteres Thema ist die Benutzung des Breviers im gemeinsamen Chorgebet. Aufgrund des vorgestellten Zisterzienserbreviers lag es nahe, sich mit den Zisterziensern zu befassen und deren Offizium zu untersuchen, um dann dem Ergebnis Allgemeingültigkeit zuzuschreiben.
Im letzten Teil findet sich eine minuziöse Aufarbeitung der Geschichte der Brevierillumination seit Anbeginn. Diesem langjährigen Desiderat ist die Autorin nachgekommen, zum einen, um das Luzerner Brevier auch in diesem Kontext betrachten zu können, zum andern, um eine künftige Basis zu schaffen für weitere Studien auf diesem Gebiet.