Zentren der Petrarca-Rezeption in Deutschland (1470 bis 1525)
Rezeptionsgeschichtliche Studien und Katalog der lateinischen Drucküberlieferung
von Jürgen Geiß
Zwischen 1450 und 1525, in der Zeit der frühesten Rezeption des italienischen Humanismus in Deutschland, wurde das lateinische Werk des Francesco Petrarca (1304–1374) im deutschsprachigen Gebiet so intensiv rezipiert wie nirgendwo sonst in Europa. Neben einer reichen Handschriftenüberlieferung bezeugen dies vor allem die in dieser Zeit entstandenen Frühdrucke. Die herausragende Rolle, die Petrarca als Leitfigur des deutschen Humanismus spielte, wird im vorliegenden Buch zum ersten Mal aus dem Blickwinkel der Überlieferungs- und Rezeptionsgeschichte des Buchdrucks aufgearbeitet. Auf der Grundlage einer vollständigen Dokumentation der bis 1525 in Europa erschienenen Drucke wird versucht, die in dieser Zeit entstandenen 88 Ausgaben sowie deren erhaltene Überlieferung (knapp 2000 Exemplare) regionalen Zentren der Rezeption zuzuordnen sowie die rezeptionsgeschichtlichen Eigenheiten dieser Zentren herauszuarbeiten. Die besonderen Rezeptionsbedingungen für Petrarcas Texte im deutschen Sprachbereich vor dem Hintergrund des epochalen Übergangs vom Schreiben zum Drucken werden ebenso in die Überlegungen einbezogen wie die Frage nach der schwerpunktmäßigen Auswahl bestimmter Teile aus Petrarcas Werk durch die Herausgeber der Drucke.
Das reichhaltige Material zur Drucküberlieferung wird im vorliegenden Buch durch Beigaben (Kurznachweise versteckter und apokrypher Drucküberlieferung) und Register (Druckorte der Ausgaben, Provenienzen der Exemplare nach Personen, Institutionen und Orten) aufgeschlossen. Dem Forscher der Literatur-, Überlieferungs-, Verlags-, Bibliotheks- und Kulturgeschichte des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit bieten sich auf diese Weise zahlreiche Ansätze für weiterführende Untersuchungen.