Mitteilungen zur Spätantiken Archäologie und Byzantinischen Kunstgeschichte
Die in diesem dritten Band der Mitteilungen zur Spätantiken Archäologie und Byzantinischen Kunstgeschichte vereinigten Aufsätze betreffen Gegenstände, die, zeitlich gesehen, in die weite Zeitspanne zwischen dem dritten und neunzehnten Jahrhundert gehören, und sie scheinen – auf den ersten Blick – wenig zueinander passende Themen zu behandeln: Der Bogen reicht von christlichen Autoren der späten Kaiserzeit, die ihren heidnischen Zeitgenossen unterstellten, ihre ‚Götter‘ seien Menschenwerke (Scheer-Bauer), über einen albanischen Hortfund (Piguet-Panayotova), vier Kreuzreliquiare (Klein), den Maler El Greco (Ranoutsaki) bis zum Aufkommen einer Begeisterung für Byzanz unter deutschen Künstler der Romantik (Stephan-Kaissis).
Trotz aller Verschiedenheit berührt jedes dieser Themen ein wesentliches Phänomen der spätantiken und byzantinischen Epoche: Die Frage nämlich, ob Göttliches in Materie gegenwärtig sein könne, war mit dem Ende der heidnischen Kulten nicht gegenstandslos geworden, sondern blieb ein Kernproblem auch der christlichen Religion. – Die repräsentativen Gefäße aus Edelmetall der spätantiken Hortfunde sind eine Hauptquelle für unsere Kenntnis der damaligen Gesellschaft. – Kreuzpartikel sind die begehrtesten Reliquien der mittelalterlichen Christenheit; der Schmuck der Behältnisse dieser potenten Heilsbringer ist für die Kunst- und Kulturgeschichte höchst aufschlußreich. – El Greco gehört zu den ausgeprägtesten Malerpersönlichkeiten der Neuzeit; dennoch sind Stil und Aussagen vieler seiner Werke nur aus der traditionellen byzantinischen Malerei zu erklären. – Und bis heute ist der Einfluß eines idealisierten Byzanzbildes auf die bayerische, besonders die Münchner Kunst des neunzehnten Jahrhunderts zu wenig beachtet.