Peter Schöffer aus Gernsheim und Mainz
von Hellmut Lehmann-Haupt, übersetzt von Monika Estermann
Das Buch von Hellmut Lehmann-Haupt, zuerst 1950 in den USA erschienen, ist nach wie vor die einzige umfassende Studie zu Peter Schöffer und seinem Wirken als Buchdrucker, Buchgestalter und Buchhändler. Schöffer steht häufig im Schatten Johannes Gutenbergs, dem die Erfindung des Buchdrucks in der Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts zugeschrieben wird. Der Schwerpunkt des Buches liegt auf der eigenen Produktion von Schöffers Mainzer Offizin, die er nach der Trennung von Gutenberg zusammen mit seinem Schwiegervater, Johannes Fust, ab 1457 betrieb und nach dessen Tod allein führte. Aus seiner Werkstatt sind über 250 Titel überliefert, die ein deutliches Bild seines „Verlagsprogramms“ ermöglichen. An erster Stelle stehen dabei die Missale, die Schöffer bis nach Krakau lieferte, gefolgt von den juristischen Drucken zum kanonischen und römischen Recht oder die lateinischen Grammatiken. Charakteristisch sind aber auch Ablaßdrucke, Aufrufe zum Kampf gegen die Türken oder deutsche Drucke zu tagespolitischen Themen wie dem Streit um das Erzbistum Mainz zwischen Adolph von Nassau und Diether von Isenburg oder zur Wahl und Krönung Kaiser Maximilians I.
Schöffer, der während seiner Studienzeit in Paris auch als Abschreiber tätig gewesen war, wird hier insbesondere in seiner Tätigkeit als Buchgestalter und Typograph vorgestellt, besonders anhand des „Psalterium Moguntinum“, dem wohl schönsten Druck. Umfangreiche Abbildungen der von Schöffer verwendeten Drucktypen geben einen Eindruck seiner Tätigkeit auf diesem Gebiet. Schöffer war aber auch Buchhändler, der zunächst als Marktführer sich seine Absatzwege in Westeuropa erst erschloß, in den späteren Jahren aber auch die Bücher seiner Konkurrenten vertrieb. Mit zunehmendem Alter wurde seine Produktion geringer, sein ursprünglicher Elan ließ nach. Nach seinem Tode 1502/3 übernahm sein Sohn Johann die Offizin.
In ihrer Einleitung zu dieser Ausgabe aktualisiert Monika Estermann die Darstellung Lehmann-Haupts an einigen Stellen durch wissenschaftliche Erkenntnisse der vergangenen Jahrzehnte. Der Band enthält auch eine Liste der Schöffer-Drucke mit Ergänzungen aus dem Incunable Short-Title Catalogue der British Library. Dieses Buch richtet sich nicht nur an Spezialisten, sondern auch an Studenten und an der Buchgeschichte interessierte Leser.