Geistliche Aspekte mittelalterlicher Naturlehre
Symposion 30. November bis 2. Dezember 1990
Wie läßt sich pagan-antike Naturphilosophie und Naturkunde mit dem christlichen Glauben vereinbaren? Diese Frage stellte für das Mittelalter kein akademisch-theoretisches Problem dar, sondern ein Anliegen, das die Deutung der Welt, der menschlichen Existenz und der Ethik unmittelbar betraf. Die Antworten, die das Mittelalter auf diese Fragen zu geben versuchte, differieren je nach Zeit, Standort und Intention der Autoren. Das im Rahmen des Sonderforschungsbereichs Würzburg-Eichstätt durchgeführte Symposium stellt in chronologischer Anordnung verschiedene Antwortmodelle vor und gibt einen Überblick über das geistliche Naturverständnis des Mittelalters von der Karolingerzeit bis ins 14. Jahrhundert. Dabei werden die verschiedenen Disziplinen, die an Natur-wissen interessiert waren (Medizin, Theologie, Artes) unter Berücksichtigung der verschiedenen Gattungen (medizinisches Handbuch, Vision, Lehrdialog, enzyklopädisches Nachschlagewerk) einbezogen.
Das Spektrum der behandelten Themen erstreckt sich von einem Karolingischen Arzneibuch über den `Physiologus’, Hermann von der Reichenau, Hildegard von Bingen, den altfranzösischen `Lucidaire’ und `Sidrac’, die Naturenzyklopädisten Thomas von Cantimpré und Bartholomäus Anglicus und reicht bis hin zu den Ärzten Ortolf von Baierland und Paracelsus.