Der Liber Vitae der Abtei Corvey
Teil 1: Einleitung, Register, Faksimile
Das Fraternitätsbuch „Liber vitae“ der Reichsabtei Corvey ist historisch wie künstlerisch gleichermaßen bedeutsam. Der Codex enthält außer einer Widmungsminiatur mit dem Bild des von den Äbten Warin von Corvey und Hilduin von St. Denis flankierten hl. Stephanus, dem Propst Adalbert von Corvey (1147 bis 1176) die Handschrift überreicht, 85 reichgeschmückte Textseiten mit den Namen der in Gebetsbrüderschaft zu dem Weserkloster stehenden Mönche anderer Abteien. Jeder Abtei ist eine Seite eingeräumt; nur Corvey selbst nimmt fünf Seiten in Anspruch. Die hier vereinigten monastischen Personengruppen sind für die früh- und hochmittelalterliche Reichs-, Kirchen- und Sozialgeschichte von besonderem Interesse: Der Codex ist ein bedeutendes Zeugnis der memoria des frühen Mittelalters. Gebetsverbrüderungen und Stiftungen zum Gedächtnis der in den libri vitae aufgezeichneten Verstorbenen bestimmen bis in die Neuzeit hinein geistige und soziale Strukturen der Gesellschaft.
Nachweislich ist der „Liber vitae“ unter Abt Wibald von Stablo und Corvey (gest. 1158) begonnen und kurz nach seinem Tode vollendet worden. Die Herkunft der Handschrift aus Helmarshausen darf heute als gesichert gelten sowohl durch Vergleich mit anderen Codices als auch durch stilistische Entsprechungen zur Kunst des Roger von Helmarshausen. Ziel des wissenschaftlichen Kommentarbands ist es, eng mit dem „Liber vitae“ verbundene Probleme zu erörtern, die Stellung der Handschrift im Rahmen mittelalterlicher Überlieferungen herauszuarbeiten und mit ihrer Hilfe die Bedeutung des Klosters Corvey im kirchlichen und politischen Umfeld zu beleuchten. Ausgezeichnet als eines der „Fünfzig Bücher 1989“ der Bundesrepublik Deutschland