Ressourcenmanagement im Sport
Zielgerichtete Verwaltung und unspezifische Kompensation als Selbstregulation und Organisation von Bewegung am Beispiel Beach-Volleyball
von Katja VetterDen Anstoß für diese Arbeit liefert eine Fragestellung, die sich stets aufs Neue im Rahmen der leistungsdiagnostischen Betreuung von Athleten (hier Beach-Volleyballspielerinnen und -spielern) stellt: Wie organisieren Sportler sich und die Auswahl ihrer Bewegungen, auch unter Stressbedingungen, also beispielsweise bei drohendem Spielverlust oder in Wettkämpfen mit hoher Bedeutsamkeit? Derartige Regulationen beziehen sich auf die Einstellung der Aktivierungs- und Spannungslage, auf die Anwendung naiver Psychoregulationstechniken sowie auf die Auswahl und Qualität motorischer Abläufe bei der Lösung sportlicher Aufgaben.
In diesem Buch wird ein Modell von Ressourcenmanagement für die Organisation sportlicher Tätigkeiten konzipiert. Dieses wird aber nicht nur theoretisch bzw. hypothetisch beleuchtet, sondern in Teilbereichen empirisch erfasst und sein Beziehungsgefüge herausgestellt. Dabei steht, neben der Aufarbeitung exemplarischer ressourcentheoretischer Ansätze, das FALL-Modell aus der Theorie der Ressourcenerhaltung von Hobfoll Pate bei der Konzipierung eines Modells zur Entwicklung von sportartspezifischen Ressourcen-Pools. In Anlehnung an die dort angelegten Fitting-Prozesse (Ausbildung der Ressourcen), wird zunächst ein differenziertes Anforderungsprofil für das Sportspiel Beach-Volleyball erstellt. Es beschreibt die Anforderungen, für die durch Fitting die entsprechende Ressourcenbereiche entwickelt werden müssen, um sowohl lang- als auch kurzfristig in der sich stellenden sportlichen Anforderungssituation eine erfolgreiche Bewältigung zu ermöglichen.
Ressourcenmanagement als individuelle Zugriffsstrategie auf den Ressourcen-Pool bzw. als individueller Nutzungsmechanismus zur Lösung einer anstehenden Aufgabe wird, basierend auf Ergebnissen der leistungsdiagnostischen Untersuchungen sowie ergänzt durch Literaturbefunde, in der Arbeit aufgezeigt. Das vorgestellte Modell zum Ressourcenmanagement im Sport konzentriert sich auf die Bereiche der bio-physiologischen, kognitiv-psychischen sowie motorischen Regulation des Sportspielers. Somit gelingt der vorliegenden Arbeit, neben der Einbeziehung arbeitspsychologischer Ansätze auch die Integration traditioneller stresstheoretischer Vorstellungen und trainingswissenschaftlicher Modelle sowie bewegungswissenschaftlicher Ansätze zur Entwicklung und Aktualisierung von Bewegung und Leistung. Der Einfluss von subjektiv wahrgenommenen Aufgabenfaktoren (Schwierigkeitsbewertung) sowie von Umweltfaktoren (Untergrundbedingungen) auf die Auswahl der Bewältigungsstrategie konnte empirisch nachgewiesen werden. Es werden insbesondere Möglichkeiten für und Auswirkungen von Ressourcenmanagement im Sport als Adaptions-Prozesse bzw. als Umgang mit Limitation auf der Grundlage von Literatur und empirischen Untersuchungen dargestellt. Die hohe Bedeutung von Wechselwirkungen zwischen und Kompensationsmöglichkeiten von einzelnen Ressourcenbereichen für den sportlichen Erfolg oder Misserfolg wird aufgezeigt.