Living Oblivion
Die Inszenierung von Traumata in Waltz with Bashir und The Act of Killing
von Juliane KussmannZuweilen ist es still, kaum erkennbar da, wie vergessen an einem anderen Ort. Doch wiederkehrend, wie die Nacht nach dem Tag, manchmal ganz unvermutet und plötzlich, bricht es herein, so ohrenbetäubend laut sucht es sich den Weg, um an seine Präsenz zu erinnern. Es sind die tiefsitzenden psychischen Narben, die den Ausgangspunkt dieser Arbeit bilden: traumatische Wunden und die inhärente Spannung zwischen der Absenz von Erklärbarem und der Suche nach Ausdruck.
Welche Möglichkeiten und Chancen bietet der Dokumentarfilm, sich der traumatischen Sprachlosigkeit eines Individuums zu nähern? Bedarf es innovativer Erzählstrategien, um die vermeintliche Undarstellbarkeit eines Traumas zu überwinden?
In diesem Buch wird die Synthese zwischen Trauma- und Filmtheorie hergestellt, wobei ein Analogieschluss zwischen dem individuellen und kollektiven Trauma vermieden werden soll. Denn was ist, wenn der individuelle Schmerz eines Traumas auf kollektiver Ebene zu einem Dilemma führt, weil hier Verdrängen und Schweigen vorherrschen?
Im Zentrum der Analyse stehen die Dokumentarfilme Waltz with Bashir und The Act of Killing, die unterschiedlicher nicht sein könnten, doch eines gemein haben: die Darstellung eines Tätertraumas. Living Oblivion: Wer hat das Recht seine Geschichte wieder lebendig werden zu lassen? Und welche Rolle nehmen Schuld(-fähigkeit), Verantwortung und Vergebung im Kontext der filmischen Aufbereitung eines Tätertraumas ein?