Erdmut Bramke, Werkverzeichnis. Bd. 3: Kunst am Bau
von Susanne GrötzDer dritte Band des Werkverzeichnisses von Erdmut Bramke widmet sich der Kunst am Bau und den temporären Werken im öffent-lichen Raum. Er ergänzt die beiden bereits erschienenen Bände mit den Verzeichnissen der Gemälde und der Arbeiten auf Papier. Damit wird das Werk der Künstlerin in seiner Gesamtheit der Öffentlichkeit zugänglich. Der reich bebilderte Katalog stellt die Wettbewerbsbeiträge der Künstlerin von 1974 bis 2002 in chronologischer Reihenfolge vor. Die Rekonstruktion von über 20 realisierten und unausgeführten Projekten anhand von nicht veröffentlichtem Material und persönlichen Notizen aus dem Nachlaß der Künstlerin geben einen Einblick in ihre Arbeitsweise und lassen einen detaillierten Blick auf den Entstehungsprozeß der Werke zu. Sowohl die Skizzen und Entwürfe als auch die ausgeführten Werke zeigen eine unglaubliche Experimentierfreude und Variabilität des Materialeinsatzes, der von lackierten Blechen, Bohrungen in Holz und Stein über Fliesen, Stoffen, Leinwand, Graffiti und Glas bis hin zu Pflastersteinen reicht.
Eingebettet in den Diskurs zur Kunst am Bau und seiner Genese im 20. Jahrhundert werden Bramkes Arbeiten im Kontext des Entwurfsprozesses vorgestellt. Charakteristisch für ihre Interventionen im öffentlichen Raum ist ihr sensibel auf den Umgebungsraum eingehendes Arbeiten, das sich nicht als Zutat zur bestehenden Architektur versteht, sondern den architektonischen Raum nutzt, um durch intensive Farberlebnisse stille, kontemplative Momente hervorzurufen oder den Raum erlebbar zu machen. Schon mit der frühen, ausgreifenden Arbeit für die Universität Konstanz manifes-tiert sich das »System Bramke«. Das formgebende Element ist ein variables Ordnungsgefüge. Die Anordnung gleicher Elemente mit geringen Veränderungen und Nuancen, die aber nach den gleichen Gesetzmäßigkeiten in Reihen ablaufen, verdichten sich zur Struktur und werden zum vibrierenden Lineament. Auch 50 Jahre nach Fertigstellung der Arbeit gilt diese als ein gelungenes Beispiel dafür,
wie Kunst am Bau integrative und funktionale Qualitäten haben kann, ohne ihren künstlerischen Wert zu verlieren.
Zwischen dieser ersten großen Arbeit für die Universität Konstanz von 1974 bis 1976 und der raumgreifenden Arbeit für die Universitätsbibliothek Tübingen am Lebensende zeigen sich Konstanten im »System Bramke«. Zugleich wird in der Gesamtschau die Entwicklung hin zu einer in großer Geste mitgestaltenden Künstle-rin deutlich.The third volume of Erdmut Bramke’s catalogue raisonné is devot-ed to »art in architecture« and temporary works in public spaces. It complements the two volumes already published with the presentations of paintings and works on paper. This makes the artist’s work accessible to the public in its entirety. The richly illustrated catalogue presents the artist’s competition entries from 1974 to 2002 in chron-ological order. The reconstruction of more than 20 realised and unrealised projects on the basis of unpublished material and personal notes from the artist’s estate provide an insight into her working methods and allow a detailed view of the process of creating the works. Both the sketches and designs and the executed works show an incredible joy for experimenting and variability in the use of materials, ranging from painted metal sheets, holes drilled in wood and stone to tiles, fabrics, canvas, graffiti, glass and paving stones.
Embedded in the discourse on »art in architecture« and its gene-sis in the 20th century, Bramke’s works are presented in the context of the design process. Characteristic of her interventions in public space is her sensitiveness to the surrounding space which does not see her work as an addition to the existing architecture, but rather uses the architectural space to evoke quiet, contemplative mo-ments through intense colour experiences or to make the space experienceable. The »Bramke system« manifests itself even with the early, expansive work for the University of Constance. The form-giving element is a variable order structure. The arrangement of the same elements with slight changes and nuances, but following the same laws in rows, condense into a structure and become a vibrating lineament. Even 50 years after its completion, the work is considered as a successful example of how »art in architecture« can have integrative and functional qualities without losing its artistic
value.
Between this first major work for the University of Constance from 1974 to 1976 and the expansive work for the cental library of the University of Tübingen at the end of her life constants in the »Bramke system« become apparent. At the same time, the overall view clearly shows the development of a