Quintus Smyrnaeus: Originalität und Rezeption im zehnten Buch der "Posthomerica"
Ein Kommentar
von Georgios P. TsomisDas aus 14 Büchern bestehende Epos eines gelehrten Dichters namens Quintus (3. Jh. n. Chr.) erzählt die Ereignisse des Troianischen Krieges, die zwischen der Ilias und der Odyssee einzuordnen sind. Schon während der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts waren die Urteile der Forschung zu diesem Epos bis auf wenige Ausnahmen negativ, da man Quintus als einen Nachahmer klassischer griechischer Autoren mit geringer eigener Erfindungs- und Gestaltungskraft ansah.
Die wichtigste Intention dieses Buches ist daher, die Originalität und die poetische Gestaltungskraft des Dichters herauszuarbeiten und die negativen Bewertungen dieses Epos durch philologische, textkritische Kommentierungen des 10. Buches unter Anwendung der Prinzipien der Narratologie sowie der Inter- und Intratextualität zu widerlegen. Das zentrale Thema des 10. Buches ist das Lebensende des Paris, also des Mannes, der durch die Entführung Helenas den Troianischen Krieg verursacht hat. Paris’ Lebensende kündigt im Werk des Quintus das Ende des Troianischen Krieges an. Es gilt ebenso als erste poetische Behandlung dieses Themas wie das mit seinem Tod verbundene Schicksal seiner ersten Gattin Oinone, deren Freitod Quintus Smyrnaeus im 10. Buch ausführlich darstellt.
Ebenso wie in anderen Büchern der finden wir im 10. Buch sowohl homerische als auch nicht homerische Gestalten sowie epische Szenen, Motive und Stilelemente, so dass dieses Buch durchaus als repräsentativ für das gesamte Epos der angesehen werden kann.