Bildung des Wandels
Bezüge und Ebenen sympoietischen Lehrens und Lernens
von Hans Raimund AurerSollen unsere Schulen bilden und junge Menschen zu politisch und ökologisch reflektiertem Selbst- und Weltumgang befähigen können, dann müssen sie auf eine ganzheitliche Weise pädagogisch tätig werden, zu Orten, an denen dieser bildende Umgang mit sich selbst und der Welt, der Demokratie und der Biosphäre, erfahren und erlernt werden kann. Wem es heute ernsthaft um Bildung geht, dem muss es ums Ganze gehen. Denn das Ganze ist das einheitliche In- und Zueinander dreier wechselseitig aufeinander bezogener Ganzheiten: der Ganzheit des Menschen, der Ganzheit seines Daseins und der Ganzheit des biosphärischen Seins, das diesem voraus- und zugrunde liegt.
Von diesem Anspruch an Bildung in Schule und Hochschule ausgehend, plädiert der Autor von „Lernen ist intensives Leben“ (Logos Verlag Berlin - Oktober 2011) für eine „Bildung des Wandels“: Des Wandels unserer unbewusst übernommenen Sichten, Denk- und Verhaltensschemata sowie entfremdenden Kommunikations- und Handlungsweisen. Mit Blick auf unser prekär gewordenes politisches und ökologisches Dasein verknüpft er seinen Ansatz „sympoietischen Lehrens und Lernens“ mit Mahatma Gandhis Aufforderung an die Menschen, „der Wandel zu sein, den sie in der Welt zu sehen wünschen“. Und er hält es für die Aufgabe der Bildung der nachwachsenden Generationen, ansozialisierte entfremdende Sichten von sich selbst und der Welt zu wandeln. Einer sympoietischen Bildung des Entfaltens eines globalen Daseins, das sich an echten demokratischen und ökologischen Prinzipien orientiert. Einer daseins- und systemkritischen Bildung, der es um ein Erlernen solcher Einstellungen, Fähigkeiten und Kenntnisse geht, die langfristig zu einem Systemwandel führen, weil sie die Menschen befähigen, ihre gemeinschaftlichen Lebensinteressen gegen die privaten Interessen der ökonomisch Herrschenden zur Geltung zu bringen. Ganz im Sinne der Allgemeinen Menschenrechte und des Grundgesetzes.
Hans Raimund Aurer, geb. 1945 in Mannheim; Schriftsetzerlehre; danach Studium der Visuellen Kommunikation, der Kunstpädagogik, Kunstgeschichte, Politischen Ökonomie und Philosophie; Promotion bei Prof. Gert Selle und Prof. Rudolf zur Lippe; Arbeitsgebiete: Sympoietische Bildung, Integrative Pädagogik und Psychologie; bis 2009 Lehrtätigkeit an Gymnasien in Kunst, Arbeitslehre und Philosophie sowie in der Lehrerausbildung und Lehrerfortbildung an den Universitäten Flensburg und Bremen; außerschulische Ästhetische und Politische Bildung an Bildungsstätten im In- und Ausland. Lebt und arbeitet in Bad Zwischenahn und in Korakiana auf Kreta als freier Autor und Maler.