Nord- und Ostzentralasien
XVb Mittelasien II
Der arabische Dirham galt im 9. und 10. Jahrhundert als Welthandelsmünze - so wie die Athener Tetradrachme im 4. Jahrhundert v. Chr. oder das mittelamerikanische Silber in der frühen Neuzeit. Der reichen Ausbeute an Edelmetall von Bergwerken im Osten des islamischen Zentralasien ist es zu verdanken, dass vor allem Münzen aus dem Gebiet von Taschkent in Hunderten von Schatzfunden Osteuropas und Skandinaviens zutage gekommen sind. Die Bestände der Tübinger Universitätsmünzsammlung haben den Vorzug, nicht nur diese Welthandelsmünzen gut zu dokumentieren, sondern auch gleichermaßen frühere und spätere Prägungen derselben Region, die nur von lokaler Bedeutung waren, zu erfassen. Der vorliegende Band umfasst 660 Münzen aus dem Osten Usbekistans, dem Süden Kasachstans, aus Kirgistan und dem heute chinesischen Xinjiang (Ostturkestan). Das Geld der Seidenstraße war von der arabischen Kultur dominiert, ließ aber unter türkischer und mongolischer Herrschaft türkische Aufschriften in uigurischer Schrift und seltener chinesische Textbestandteile zu. Unter chinesischer Herrschaft verhielt es sich dann umgekehrt, neben chinesischen Aufschriften blieben türkische Texte in arabischer Schrift im Münzbild. Die Münzsammlung spiegelt die Geschichte einer entlegenen und doch bedeutenden Region vom 8. bis zum Ende des 19. Jahrhunderts, unterbrochen von Phasen des wirtschaftlichen und kulturellen Zusammenbruchs der Städte und des Geldwesens.