Parlando
Roman
von Bodo Kirchhoff»Ich bin, was ich erzähle«, sagt Karl Faller, Held des Romans, zu der jungen Staatsanwältin Suse Stein, die ihn in einer Mordsache vernimmt und trotz aller Selbstbezichtigung des Verdächtigen dessen Unschuld beweist. Da ist unter anderem von einem Lehrer die Rede, den Karl schon als Schüler erschlagen haben will, und von erst kürzlich umgekommenen Eltern, an deren Tod der Sohn sich die Schuld gibt. Doch in das Zentrum von Karls Erzählen rückt immer zwingender sein schillernder Vater Kristian, der den Sohn in den Wirren der Studentenbewegung früh verlassen hat und später eine einzigartige Buchreihe erfand, »Fallers Stadtführer für Alleinreisende«.
Kaum auf freiem Fuß bereist Karl die Städte, die sein Vater in unverwechselbarer Weise beschrieben hat, davon überzeugt, Kristians Wege durch versteckte Gassen und Lokale seien auch Wege zu seinen Geliebten oder überhaupt zur Liebe. Mit leidenschaftlicher Neugier folgt der Sohn den Spuren eines fernen und doch vom Alter her zu nahen Vaters und begibt sich dabei auf die Suche nach einer rätselhaften Fremden, die in allen Stadtführern erwähnt wird. Aber nicht nur er folgt einer Fährte, auch an seine Geschichte hat sich jemand geheftet. Die junge Staatsanwältin Stein, schon während der Verhöre ebenso an dem Verdächtigen interessiert wie an der Wahrheit, hat Urlaub genommen; mit ihrem Auftauchen treffen Sprache und Liebe für Karl zum ersten Mal aufeinander.