Scham und Ehre
Eine theologische Ethik
von Klaas Huizing
Die unangenehme Situation einer Schamerfahrung markiert den kritischen Punkt menschlicher Freiheit, den eigenen Charakter zu formen oder aber Scham in Schuld zu verschieben – eine Verschiebung, aus der häufig Gewalt entspringt, die aber nicht zwangsläufig gewählt werden muss. Die biblische Weisheitstheologie coacht für den richtigen Umgang mit dieser Schlüsselsituation. Die daraus resultierende milde optimistische Anthropologie lässt den lebensweltfremden Sündenbegriff hinter sich und hat erhebliche Konsequenzen in den Bereichsethiken: Hier werden Entschämungspraktiken möglich, die sowohl voreilige Dämonisierungen als auch die Entstehung von Macht- und Gewaltspiralen zu vermeiden helfen. Intellektuell und sprachlich anregend macht diese Präventiv-Ethik deutlich: Wir können unser Leben ändern.