Landreform in Namibia
Die Landumverteilung seit Erlangung der Unabhängigkeit
von Uta Julia SchülerNamibia befindet sich nach Beendigung der Apartheid und den ersten demokratischen Wahlen im Jahr 1989 in einer politischen und sozialen Transformationsphase. Ein Bestandteil dieser Phase ist es, die Aufhebung der ungleichen Besitzverhältnisse zwischen einzelnen Bevölkerungsgruppen zu erreichen, die als Ausdruck und Merkmal der Apartheid gelten. Im Rahmen dessen wird eine Landreform sowohl als politische als auch als wirtschaftliche Lösung gesehen. Das nationale Umsiedlungs-Programm (National-Resettlement-Programme) wird in Farmgebieten umgesetzt, die durch eine ungleiche Besitzverteilung zwischen der schwarzen und weißen Bevölkerung gekennzeichnet sind. Um diesen Dualismus aufzubrechen, können sich ehemals benachteiligte Namibier für eine Umsiedlung im Ministerium für Landfragen bewerben. Das Ministerium kauft zu diesem Zweck Farmen, die auf dem freien Markt angeboten werden und siedelt dort ausgewählte Bewerber an. Dieses Programm setzt sich zum Ziel, eine historische Wiedergutmachung, eine ausgleichende Landbesitzverteilung und eine Armutsminderung in ländlichen Regionen zu realisieren. Das Buch zeigt auf, welche Zwänge und Hindernisse die Umsetzung der Landumsiedlung prägen. Die Auseinandersetzung steht vor dem Hintergrund unterschiedlicher Einflüsse verschiedener beteiligter Akteure und wird im Kontext vorhandener politischer und gesellschaftlicher Rahmenbedingungen in Namibia erklärt. Dabei wird deutlich, dass die Umsetzung einer Landreform und deren unmittelbaren Merkmale Ausdruck kolonialbedingter Strukturen sind, denen sich die namibische Gesellschaft, auch nach 20 Jahren Unabhängigkeit, nicht entziehen kann. Als Folge dessen muss die kritische Frage nach dem Stellenwert einer Landumsiedlung als Bestandteil historischer Wiedergutmachung in Namibia gestellt werden.