Katalysatoren der Kulturkritik?
Konservative Verlage im Westdeutschland der Nachkriegszeit. Die DVA als Beispiel.
von Konstantin GötschelObgleich Zeithistoriker immer wieder den immensen Einfluss von Buchverlagen auf die Diskurse der Nachkriegszeit betonen, wurde ihr Wirken in der zeitgeschichtlichen Forschung bislang selten beachtet. Diesem Desiderat begegnet die Arbeit mit Blick auf den konservativen Verlagsbuchhandel. In akteurszentrierter Perspektive stellt sie die Motivationen, Bedingungen und Beschränkungen verlegerischen Handelns dar und untersucht mit besonderem Fokus auf die Deutsche Verlags-Anstalt, welche Position Verlagen im westdeutschen Nachkriegskonservatismus zukam, welche Rolle sie für seine Wirkungsentfaltung spielten und welchen Einfluss sie mithin auf die Neuorientierungsversuche der Zeit gewannen.
Die Untersuchung ist gleichermaßen Beitrag zur Buchhandelsgeschichte der Nachkriegszeit wie zur Intellectual History des deutschen Konservatismus. Denn Verlage waren Institutionen der Artikulation konservativer Theoreme und Weltsichten. Sie ermöglichten die Wiedergewinnung konservativer Sprechfähigkeit und wurden zu einem wichtigen Träger konservativer ›agency‹.»Catalysts of Cultural Criticism? Conservative Publishing Houses in Postwar Western Germany. The Deutsche Verlags-Anstalt as an Example«: Konstantin Götschel's work, which is as much a contribution to intellectual history as it is to media history, explores motivations, conditions, and constraints of publishing and examines book publishers, especially the Deutsche Verlags-Anstalt, as institutions of the articulation of conservative theorems and world views, that helped conservatives regain their voices and became essential vehicles for their agencies.