100 Jahre Weimarer und Wiener Republik – Avantgarde der Pluralismustheorie.
In der Weimar-Diskussion hat sich ein Paradigmenwechsel vollzogen: Nicht mehr vom Scheitern einer Republik durch »Verfassungsmängel«, sondern vom revolutionären und großen demokratischen »Experimentierkasten« ist nun stärker die Rede. Ein vergleichender Blick auf Revolution und Staatstheorie der Wiener Republik wird dabei eher selten geworfen. Es zeigt sich, dass mit Hugo Preuß und Hans Kelsen nicht nur zwei demokratische Vordenker die staatsrechtliche Diskussion um die neuen Verfassungen in Weimar und Wien geprägt haben. Beide »Verfassungsväter« sind entgegen identitärer Konzepte von »Volk« oder auch »Klasse« vielmehr Vordenker einer offenen, pluralistischen Gesellschaft. Sie zählen daher bis heute zur deutschsprachigen Avantgarde moderner Demokratie- und Verfassungstheorie. Das Recht und Politik-Beiheft Nr. 3 spürt diesen parallelen Zusammenhängen von Revolution, Verfassung und Pluralismus in Weimar und Wien nach. Mit dem Wiener Staatsrechtler Leo Wittmayer wird dabei auch ein weiterer Parteien- und Pluralismustheoretiker wiederentdeckt.»The 100th Anniversary of the Weimar Republic and the Republic of Austria – Pioneers of Pluralism«
In the discussion on the Weimar Republic a paradigm shift has occured. A comparison of the revolution and the constitutional theory of the Weimar Republic and the Republic of Austria shows that the author of the Weimar constitution Hugo Preuß, as well as his Austrian counterpart Hans Kelsen, considered democracy as a manifestation of an open pluralist society. Neither was an advocate for the identitarian concepts of people or class. Therefore Preuß and Kelsen are still regarded as pioneers of modern democracy and constitutional theory. With the Viennese constitutional lawyer Leo Wittmayer, another theorist of parties and pluralism is rediscovered.