Rechtsphilosophie nach 1945.
Zur Geistesgeschichte der Bundesrepublik Deutschland.
von Hasso HofmannStatt der abstrakten Definition philosophischer Hauptströmungen scheint es fruchtbarer, die Phasen rechtsphilosophischen Denkens nach 1945 im Kontext der politisch-sozialen, kulturellen und wissenschaftsgeschichtlichen Entwicklung der Bundesrepublik zu betrachten. Dabei geht es nicht um fest umrissene Zeiträume. Doch lassen sich schwerpunktmäßig vier Perioden unterscheiden. Der »Naturrechtsrenaissance« der konservativen Konsolidierung der westdeutschen Gesellschaft folgt in einer Zeit der Reformen und Zukunftsplanungen eine Modernisierungswelle des Rechtsdenkens. Die Krise des Sozialstaats aber bringt gegen alle theoretischen Analysen des Rechts die praktische Philosophie mit ihrem Zentralbegriff der Gerechtigkeit zurück. In der Weltgesellschaft der Globalisierung schließlich beschäftigt sich das wieder vereinte Deutschland mit der Universalisierbarkeit der europäischen Menschenrechte.